„Den Widerstand für das Leben, den Kampf um Gleichberechtigung und gegen Krise, Massaker und Gewalt stärken” – unter diesem Motto sind am Sonntag in der nordkurdischen Provinzhauptstadt Dersim unzählige Frauen dem Aufruf der örtlichen Frauenplattform zum 8. März gefolgt, um gegen die alle Lebensbereiche betreffende Zerstörungspolitik in der Türkei zu protestieren. Die Kundgebung fand am zentralen Seyid-Riza-Platz statt. Viele Frauen trugen die für Dersim typischen bunten Kleider, hielten Transparente und Plakate mit Aufschriften wie „Von den Fabriken bis zu den Barrikaden: Den Sieg werden wir Frauen erringen”, „Hoch die Frauensolidarität” und „Jin, Jiyan, Azadî” (Frauen, Leben,Freiheit). Nach gemeinsamen Tänzen, die von lautstarkem Gesang und Erbane-Klängen begleitet wurden, hielt die Frauenrechtsaktivistin Çağla Yolaşan eine Rede.
Yolaşan wies zunächst auf den Anstieg von Gewalt gegen Frauen in Dersim an und sagte, dass Ungleichheit zwischen den Geschlechtern, Arbeitslosigkeit, Armut, Krieg, Umweltzerstörung und Vertreibung im ganzen Land ein bisher noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht habe. „Demgegenüber sind es die Unterdrückten und Armen, die Arbeitenden, die Jugend und die Frauen, die sich diesem System entgegenstellen und sagen: So kann es nicht weitergehen. Mut machen uns die Kämpfe vieler Frauen weltweit, die der Beschneidung des Lebensrechts von Frauen unter schwierigsten Bedingungen Einhalt gebieten. Dieser Mut ist es, der uns Frauen im Kampf gegen sexuelle Gewalt, Sexismus, Rassismus, eine Vergewaltigungskultur und die Verleugnung unserer Rechte zusammenbringt.”
Anschließend erinnerte die Aktivistin der Frauenplattform Dersim an das Schicksal von Gülistan Doku. Die 21 Jahre alte Studentin ist seit dem 5. Januar spurlos verschwunden. Nur einen Tag vor ihrem Verschwinden versuchte ihr Ex-Freund – ein Polizistensohn – mit Gewalt, sie in sein Auto zu zerren. Die Sicherheitsbehörden behindern seitdem die Aufklärung und Umstände des Verschwindens der jungen Frau. Frauenorganisationen befürchten ein Gewaltverbrechen, das vom Sicherheitsapparat vertuscht wird.