Straßburg: Sofortiges Handeln für Ende der Isolation

Seit dem 17. Dezember sind in Straßburg 14 Aktivistinnen und Aktivisten für die Aufhebung der Isolation Abdullah Öcalans im Hungerstreik. Nach Angaben von Dr. Nasir Sorani ist ihr Zustand besorgniserregend. Der Arzt ruft zu Massenprotesten auf.

Der Hungerstreik in Straßburg für die Aufhebung der Isolation Öcalans dauert nun bereits seit dem 17. Dezember an. Täglich kommen neue solidarische Besucher*innen in die Stadt im Elsass, um die 14 hungerstreikenden Aktivist*innen, darunter die HDP-Politikerin Dilek Öcalan, die Journalistin Gülistan Çiya İke, der Politologe Kardo Bokanî und Yüksel Koç, Ko-Vorsitzender des europäischen Dachverbands KCDK-E, zu unterstützen.

Am Sonntag wurden sie von dem in der Schweiz lebenden südkurdischen Arzt Nasir Sorani besucht. Der Mediziner untersuchte den Gesundheitszustand der Aktivist*innen vor Ort. Im ANF-Gespräch wies Sorani auf den extremen Gewichtsverlust der Hungerstreikenden hin, die außerdem unter Schwindel und Übelkeit leiden und ans Bett gefesselt seien. Ihre Empfindlichkeit gegenüber Gerüchen, Geräuschen und Licht habe sich in den letzten Wochen massiv gesteigert. Der Arzt erklärt, dass die Aktivist*innen jegliche Behandlung verweigerten und entschlossen seien, ihre Aktion bis zur Durchbrechung der Isolation Abdullah Öcalans fortzusetzen.

Totalisolation Öcalans betrifft das gesamte kurdische Volk

Der PKK-Gründer Abdullah Öcalan befindet sich seit seiner Verschleppung im Februar 1999 aus der griechischen Botschaft in Nairobi/Kenia auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali. Elf Jahre war der heute 70-Jährige der einzige Häftling auf der Insel – bewacht von mehr als tausend Soldaten. Der letzte Besuch seiner Anwälte fand am 27. Juli 2011 statt. Somit wird ihm seit fast acht Jahren jeglicher Rechtsbeistand verwehrt.

Seit April 2015 wird Öcalan totalisoliert. Nach dem letzten Familienbesuch am 11. September 2016 war sein Bruder Mehmet Öcalan erstmalig wieder am 12. Januar für ein 15-minütiges Gespräch auf Imrali. Die Straßburger Aktivist*innen hatten sich vor 112 Tagen wie viele andere der von der HDP-Politikerin Leyla Güven am 7. November initiierten Hungerstreikbewegung angeschlossen. Im Moment befinden sich mehr als 7.000 politische Gefangene und Aktivist*innen, Politiker*innen und Abgeordnete im Hungerstreik für die Aufhebung der Isolation auf Imrali. Sie fordern damit die Wiederaufnahme von Friedensverhandlungen und Bedingungen für Öcalan, in denen er frei leben und arbeiten kann, um so zur Lösung der kurdischen Frage beizutragen.

„Alle müssen sich dringend erheben, bevor schlimme Konsequenzen entstehen“

Der PKK-Gründer Öcalan gilt der kurdischen Freiheitsbewegung als legitimer Repräsentant. Deshalb betreffe seine Isolation das gesamte kurdische Volk sowie die Völker des Mittleren Ostens, erklärt Sorani. Die Isolation bedeute nicht weniger als einen Krieg gegen das kurdische Volk und das Zusammenleben der Völker. Das kurdische Volk und seine Freundinnen und Freunde müssten jetzt dringend handeln, bevor es zu spät sei, so der Arzt weiter. „Alle müssen sich jetzt erheben, bevor schlimme Konsequenzen entstehen“, verlangt Sorani und ruft zu Massenprotesten auf. „Zudem müssen das Antifolterkomitee und der Europarat hinsichtlich der Garantie der Menschenrechte und Freiheiten Druck auf die Türkei ausüben“, fordert der Mediziner.