Rüstungsabkommen zwischen Türkei und Äthiopien

Nach einem Rüstungsabkommen zwischen der Türkei und Äthiopien droht die Lieferung von Bayraktar-TB2-Drohnen im Krieg in der Region Tigray.

Nach einem Militärabkommen mit der Türkei plant die äthiopische Regierung offenbar, türkische Drohnen im Bürgerkrieg in der Tigray-Region einzusetzen. Äthiopiens Premierminister Abiy Ahmed hatte im August bei einem Besuch in Ankara ein Abkommen über militärische Zusammenarbeit mit dem Erdoğan-Regime unterzeichnet. Die Einzelheiten des Abkommens wurden nicht veröffentlicht, aber offizielle Vertreter erklärten gegenüber Reuters im Oktober, Äthiopien habe türkische Bayraktar-TB2-Drohnen angefordert, um diese im Krieg gegen die Aufstandsbewegung in der Tigray-Region zu benutzen.

Abiys Reise fand zwei Monate nach der Vertreibung der äthiopischen Streitkräfte aus Tigrays Hauptstadt Mekelle und vor einer Gegenoffensive statt, die anscheinend schnell zurückgedrängt wurde.

Alex de Waal, der Direktor der Weltfriedensstiftung an der Tufts-Universität, sagte gegenüber dem Guardian: „Die Kämpfe haben bereits ein intensives Ausmaß und eine große Grausamkeit erreicht, mit vielleicht 100.000 toten Soldaten auf der äthiopischen Seite. Fünf Millionen Zivilisten sind infolge des Konflikts auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen, und dennoch kauft [Äthiopien] weiterhin Drohnen und andere Waffen ein.“ Die TB2-Drohnen werden immer wieder von der Türkei als Mittel der neoosmanischen Außenpolitik eingesetzt. So wurden sie unter anderem auch im Krieg der türkisch-aserbaidschanischen Allianz in Armenien eingesetzt und spielten eine entscheidende Rolle bei der Besetzung großer Teile von Arzach (Berg-Karabach) und der Vertreibung der armenischen Bevölkerung.

Deutsche Rüstungsindustrie verdient an türkischer Kriegstreiberei mit

Mit den TB2-Drohnen findet auch deutsche Kriegstechnologie ihren Weg in den Einsatz bei Massakern und in Bürgerkriegen weltweit. Die TB2-Drohnen wurden in großen Teilen auf der Basis von Blaupausen deutscher Unternehmen hergestellt und mehrere Komponenten der Killerdrohnen stammen aus deutscher Produktion. So verdient die deutsche Rüstungsindustrie an den Kriegen auf der Welt und der türkischen Kriegstreiberei mit.

Wie der Drohnenexperte Matthias Monroy recherchierte, stammen Schlüsselkomponenten der TB2 aus verschiedenen Staaten. So wurden die Motoren der TB2 von Rotax in Österreich produziert. Nach der türkischen Unterstützung des aserbaidschanischen Angriffskriegs auf Armenien stellte Rotax die Lieferung ein.

Nach ANF-Recherchen kaufte Baykar auch von Continental Motors, einem US-Konzern mit Sitz in Deutschland, der vor acht Jahren die Thielert Aircraft Engines GmbH übernommen hatte.

In einer abgestürzten TB2 wurde zudem ein Tempomat der bayerischen Firma MT-Propeller gefunden, schreibt die Zeitschrift Zenith nach Recherchen in Armenien. Nach Angaben des Armenischen Nationalkomitees von Amerika waren in der Drohne auch ein Radarhöhenmesser der deutschen SMS Smart Microwave Sensors GmbH und ein Kraftstofffilter der ebenfalls deutschen Firma Hengst eingebaut.

Bereits türkische lasergesteuerte Bomben in Äthiopien im Einsatz

Keine der beiden Regierungen hat sich öffentlich zum Verkauf von Drohnen geäußert, aber es gibt bereits Anzeichen dafür, dass türkische Munition eingesetzt wird: Ein Fragment einer in der Türkei hergestellten lasergesteuerten Bombe, das von tigrayischen Kämpfen gefunden wurde, wurde Anfang letzten Monats an den Journalisten und Analysten Martin Plaut übergeben. Es kann laut Guardian-Recherchen nicht abschließend festgestellt werden, von wo aus es abgefeuert wurde, aber westliche Experten sagen, dass die Rakete, von der das Fragment stammt, von TB2-Drohnen verwendet werden kann.

Die türkische Armee ist weit in Afrika präsent. Große Kontingente türkischer Truppen und Söldner befinden sich unter anderem in Libyen und Somalia. Die Türkei versucht so, ihren Einfluss in Afrika unter anderem gegen Ägypten auszudehnen.