Der Rechtshilfefonds AZADÎ e.V. hat die weiteren Verhandlungstermine im §129b-Verfahren gegen Ali Özel vor dem Oberlandesgericht Frankfurt bekannt gegeben. Demnach wird der im Mai 2022 verhaftete Kurde in der nächsten Verhandlung am Montag eine persönliche Erklärung abgeben.
Der Prozess gegen Ali Özel läuft seit dem 24. April dieses Jahres. Die Anklage wirft dem 55-jährigen Aktivisten vor, unter dem Aliasnamen „Dijwar“ von Mitte Juli 2019 bis zu seiner Festnahme als mutmaßliches Mitglied der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) für verschiedene Gebiete in Deutschland personell, finanziell und organisatorisch verantwortlich gewesen zu sein. So habe er Versammlungen durchgeführt, Arbeiten koordiniert, Menschen zur Teilnahme von Veranstaltungen mobilisiert und Spendenkampagnen organisiert. „Das ist der Stoff, aus dem Strafverfolgungsbehörden ,terroristische' Aktivitäten konstruieren“, kommentiert AZADÎ. Einer individuellen Straftat wird Ali Özel nicht beschuldigt.
129b-Verfahren politisch motiviert
Die Ermächtigung zur Strafverfolgung pauschal gegen Funktionsträger:innen der PKK und somit gegen Ali Özel hat das Bundesjustizministerium im Einvernehmen mit dem Bundesinnenministerium, dem Auswärtigen Amt und dem Bundeskanzleramt am 6. September 2011 erteilt (§ 129b Abs. 1 Nr. 1 Satz 3 StGB). Dass nicht ein Gericht, sondern die Exekutive - einmalig im deutschen Strafrecht - eine derart gewichtige Entscheidung trifft, macht den politischen Charakter dieser sogenannten Terrorismus-Verfahren nach §129b deutlich.
Kontinuität der Kriminalisierung
Seit Ali Özel die Türkei 1994 verlassen musste und in Deutschland politisches Asyl beantragte, hat er sich auch im Exil beharrlich für die legitimen Rechte von Kurdinnen und Kurden eingesetzt. Mit schmerzlichen Folgen: denn auch hier führte ihn sein politischer Kampf mehrmals vor Gericht und 2016 schon einmal ins Gefängnis. Er war zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten verurteilt worden. Dieses systematisch als „Terrorismus“ kriminalisierte Engagement wird nun in seinem zweiten großen Prozess fortgeführt.
Am 13. November wird Ali Özel in der „Erklärung zur Person“ seine Lebensgeschichte schildern und darlegen, was es bedeutet, Kurde und politischer Aktivist zu sein. Was es bedeutet, auf dem Altar einer radikalen Interessenspolitik zweier Staaten geopfert zu werden – und Widerstand zu leisten.
Verhandlungstermine
Die nächsten Verhandlungstermine sind Montag, 13. November, Freitag, 17. November und Freitag, 24. November, jeweils um 9.30 Uhr, vor dem OLG Frankfurt/M., Saal E II, in der Konrad-Adenauer-Straße 20. AZADÎ e.V. hat bereits beim Prozessauftakt im April dazu aufgerufen, den Prozess zu besuchen und auf diese Weise „Öffentlichkeit herzustellen für ein Verfahren, dem handfeste wirtschaftliche, geostrategische und NATO-Interessen zugrunde liegen“.