Pariser Massaker: Kurdische Verbände mobilisieren zu Protesten

In Frankreich laufen die Vorbereitungen für die Demonstrationen gegen die tödlichen Anschläge auf Kurd:innen in Paris auf Hochtouren. Die kurdischen Verbände KCDK-E und TJK-E sind Teil des organisierenden Bündnisses und rufen zur Teilnahme auf.

In Frankreich laufen die Vorbereitungen für die Demonstrationen gegen die tödlichen Anschläge auf Kurd:innen in Paris auf Hochtouren. Der Dachverband kurdischer Vereine in Europa (KCDK-E) und die Kurdische Frauenbewegung in Europa (TJK-E) sind Teil des Bündnisses, das die Proteste am morgigen Samstag und am 6. Januar 2024 organisiert. Sie rufen zur Beteiligung an den Großdemonstrationen auf, um gegen die beiden Massaker und die anhaltende Straflosigkeit zu protestieren und die Forderung nach Gerechtigkeit und Transparenz zu bekräftigen.

Am 9. Januar 2013 wurden mitten am Tag im Zentrum von Paris die PKK-Mitbegründerin Sakine Cansız (Sara), die KNK-Vertreterin Fidan Doğan (Rojbîn) und die kurdische Jugendaktivistin Leyla Şaylemez (Ronahî) mit jeweils drei Kugeln in den Kopf ermordet. Es gibt unbestreitbare Beweise dafür, dass dieses Massaker vom türkischen Staat geplant war und dass ein Auftragskiller namens Ömer Güney eingesetzt wurde. Der verhaftete Täter verstarb kurz vor Beginn des Mordprozesses in Paris.

Fast zehn Jahre später, am 23. Dezember 2022, wurden Emine Kara (Evîn Goyî), Mitglied des Exekutivrats der KCK, Mîr Perwer (Mehmet Şirin Aydın) von der kurdischen Kulturbewegung und der langjährige Aktivist Abdurrahman Kızıl bei einem zweiten Anschlag vor dem Kulturzentrum Ahmet Kaya in Paris ermordet. Zuständig für die Ermittlungen ist die gewöhnliche Staatsanwaltschaft, es gibt die These von einem psychisch labilen Rassisten. Doch diese Lesart teilen kurdische Verbände nicht, sie fordern die Einstufung als Terroranschlag. Die Nationale Staatsanwaltschaft für Terrorismusbekämpfung (PNAT) will sich jedoch nicht einschalten, weil der Angriff keinen „terroristischen Charakter“ habe. Dabei ermittelte bei dem Attentat in einer Kirche im südfranzösischen Nizza 2022 beispielsweise auch die Antiterroreinheit, obwohl es sich um einen psychisch kranken Täter gehandelt haben soll.


„Es ist wichtig, dass Kurdinnen und Kurden sowie ihre Freunde und Weggefährtinnen eine eindeutige Haltung gegen die Urheber der Pariser Massaker und diejenigen, die diese gutheißen, zu beziehen“, erklärte Murat Ceylan, Mitglied des Rates des KCDK-E, gegenüber ANF. Zozan Serhat, Vertreterin der TJK-E, fordert Rechenschaft für die Anschläge in Paris. „Frankreich schuldet uns Gerechtigkeit“, sagte die Aktivistin, die Mörder seien bekannt. „Die Verzögerung der Aufklärung der Morde an unseren Menschen beinhaltet eine grundlegende Verweigerung von Gerechtigkeit und Menschenwürde.“

Proteste auch in Deutschland, Österreich und Schweiz

Die erste Großdemonstration in Paris findet am Sonnabend ab 11 Uhr statt, auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind Veranstaltungen angekündigt (mit Ausnahme von Stuttgart am Freitag, 16 Uhr, Königstraße):

Frankfurt am Main: 14 Uhr Hauptbahnhof

Düsseldorf: 13 Uhr, DGB-Haus

Hannover: 14 Uhr, Hauptbahnhof

Hamburg: 13 Uhr, Sternschanze/ Rote Flora

Darmstadt: 14 Uhr, Luisenplatz

Saarbrücken: 15.30 Uhr, Europa Galerie

Zürich: 14 Uhr, Turbinenplatz 13

Wien: 15 Uhr, Schwarzenbergplatz

Für den 6. Januar 2024 ist eine europaweite Demonstration in Paris geplant.