Omar Souleyman droht Abschiebung nach Syrien

Der unter Terrorvorwürfen festgenommene Sänger Omar Souleyman soll nach Syrien ausgewiesen werden. Der 55-Jährige befindet sich auf Anordnung des Gouverneurs von Urfa in einem Flüchtlingslager. Am Freitag soll er in ein Abschiebezentrum überstellt werden.

Dem Sänger Omar Souleyman droht die Abschiebung nach Syrien. Um ein Haar wäre der 55-Jährige diesen Donnerstag bereits aus der Türkei ausgewiesen worden. Verhindert wurde das nur dank eines Rechtsanwalts von der Kammer in Riha (tr. Urfa), der sich zeitgleich mit Souleyman im Amt für Migration aufhielt und gegen die Abschiebung intervenierte.

Omar Souleyman war am Mittwoch bei einer Razzia der türkischen Militärpolizei (Gendarmerie) in seiner Wohung in der Kreisstadt Pira Reş (Karaköprü) festgenommen worden. Ihm wird vorgeworfen, Mitglied in einer „Terrororganisation” zu sein – gemeint sind die Volksverteidigungseinheiten (YPG). Als Grundlage für die Beschuldigung wird von den türkischen Behörden herangeführt, Souleyman habe sich bei einem vor mehr als zehn Jahren in Deutschland gegebenen Konzert positiv über Abdullah Öcalan geäußert. Muhammed Almasikh, der Sohn des Sängers, geht von einer „böswilligen Denunziation” gegen seinen Vater aus.

Omar Souleyman auf dem Weg ins Flüchtlingslager Harran

Nach einer Nacht in Gewahrsam der Provinzkommandantur der Gendarmerie wurde Omar Souleyman heute in die Antiterrorzentrale der Polizei Urfa überstellt. Bei der Vernehmung ordnete die zuständige Staatsanwaltschaft ein ärztlichen Gutachten zur Haftfähigkeit an. Im Anschluss an die Untersuchung wurde der Sänger zwar auf freien Fuß gesetzt, doch unmittelbar danach erfolgte auf Anweisung des Gouverneurs der Provinz eine erneute Festsetzung mit dem Ziel einer Abschiebung. Zur Begründung heißt es, Omar Souleyman stelle eine „Gefahr für die öffentliche Sicherheit” dar.

Aktuell wird Omar Souleyman im Geflüchtetenlager in Harran, das von der Gendarmerie überwacht wird, festgehalten. Die Gültigkeit seines Reisepasses wurde auf Anordnung des Gouverneursamtes beschränkt, am Freitag soll er in ein Abschiebezentrum in Meletî (Malatya) überstellt werden. Die Abschiebungsentscheidung liegt bereits vor. Wird Omar Souleyman nach Syrien ausgewiesen, droht ihm dort Folter und Gefängnis. Denn die Türkei schiebt in Kriegsgebiet ab – unter Terrorvorwürfen ausgewiesene Schutzsuchende und Migrant:innen werden den von der Türkei gesteuerten „Schutzschild Euphrat“-Milizen unter dem Dach des Söldnerverbands „Syrische Nationalarmee” (SNA) übergeben, die in der türkischen Besatzungszone Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen begehen.

Wer ist Omar Souleyman?

Omar Souleyman, der bürgerlich Omar Almasikh heißt, ist Araber und wurde 1966 in der westkurdischen Stadt Serêkaniyê (Ras al-Ain) im Norden von Syrien geboren. Seit 1994 ist der gelernte Maurer als Hochzeitssänger aktiv und zählt zu den bekanntesten Vertretern des Dabke-Sounds, der Hochzeitsmusik in der Levante. Hauptsächlich singt er über Liebe und Herzschmerz, viele seiner Songs singt er auf Kurdisch. Bei den meisten seiner mehr als 500 Platten, die bisher erschienen sind, handelt es sich um sogenannte Bootlegs.

Seit rund zehn Jahren lebt Omar Souleyman in Nordkurdistan, hauptsächlich in Riha. Die Provinz liegt direkt gegenüber seiner Geburtsstadt Serêkaniyê, die seit Oktober 2019 von der Türkei und ihren dschihadistischen Verbündeten besetzt wird. Verlassen hat Omar Souleyman 2011, nach Ausbruch der Syrien-Krise. Seinen Lebensunterhalt bestreitet er mit einer Bäckerei, die er in Riha betreibt. Die Bäckerei wurde vor zwei Jahren eröffnet und unterstützt täglich rund 200 bedürftige Familien, hauptsächlich Geflüchtete aus Syrien.