Nürnberg: Gedenken an Massaker von Roboskî und Pogrom von Maraş

Im Nürnberger Volkshaus Medya wurde der Opfer des Pogroms von Maraş und des Massakers von Roboskî gedacht. Als „schwarzen Monat“ bezeichnete ein Gastredner von ATIF den Dezember. Der HDP-Politiker Ferhat Encü war ebenfalls anwesend.

Im Nürnberger Medya Volkshaus fand heute eine Gedenkveranstaltung statt. Erinnert wurde an das Pogrom in Maraş (ku: Gurgum), bei dem zwischen dem 19. und 26. Dezember 1978 Hunderte alevitische Kurd:innen von einem faschistischen Mob ermordet wurden. Gedacht wurde auch der Opfer des Massakers von Roboskî (tr. Uludure, Provinz Şirnex/Şırnak) vom 28. Dezember 2011. Vier türkische F-16-Kampfjets bombardierten eine Karawane von Grenzhändlern. 34 – meist jugendliche – Dorfbewohner kamen dabei ums Leben.

Der Dezember gilt als „schwarzer Monat“, so der Gastredner von ATIF. Er führte aus, dass es in beiden Fällen keine Aufarbeitung seitens des türkischen Staates gab – im Gegenteil, es wurde und wird vertuscht, die Täter und ihre Auftraggeber blieben straflos. Wer Aufklärung einfordert oder nur der Ermordeten gedenkt, gerät unter „Terror“-Verdacht.

Nach einer Schweigeminute sahen die vorwiegend jungen Teilnehmer:innen, die von den staatlichen Massakern nur vom Hörensagen wussten, Filmbeiträge mit Originalaufnahmen vom Blutbad in Maraş und Roboskî. Thematisiert wurde auch der Widerstand in den Gefängnissen. In einem Filmclip konnte man die Entstehung der sogenannten Typ-F-Gefängnisse in der gesamten Türkei verfolgen und wie die Isolation auf Imrali, wo der kurdische Vordenker Abdullah Öcalan seit 1999 in politischer Geiselhaft sitzt, mehr und mehr auf alle politischen Gefangenen angewandt wird.

Anschließend hielt der ehemalige Istanbuler HDP-Vorsitzende Ferhat Encü, der selbst beim Massenmord von Roboskî mehrere Angehörige verloren hat, eine bewegende Rede. Er ging auf den nunmehr seit zwölf Jahren andauernden Kampf für Aufarbeitung und Gerechtigkeit ein und auf das Wesen von Grenzen, die Kurdistan willkürlich durchziehen. „Kurden akzeptieren niemals Grenzen“, so sein Fazit. Encü rief eindringlich dazu auf, sich zu organisieren, um derartige Massaker in Zukunft zu verhindern und dem faschistischen türkischen Staat Widerstand zu leisten.

Zum Abschluss der Gedenkveranstaltung gab es eine musikalische Darbietung des aus Maraş stammenden Tembûr-Spielers und Sängers Velican.