Mahnwachen gegen Zwangsverwaltung in der Türkei

Die Aktionen gegen den Kommunalputsch in Colemêrg gehen weiter. Unter anderem in Amed, Adana und Mêrdîn gab es Proteste gegen die Verhaftung des gewählten Bürgermeisters und die Übernahme der Verwaltung durch einen staatlichen Treuhänder.

Widerstand gegen Usurpation

Seit Anfang Juni reißen die Proteste in der Türkei gegen die Verhaftung des Ko-Bürgermeisters und die Ernennung eines staatlichen Zwangsverwalters in der kurdischen Provinzhauptstadt Colemêrg (tr. Hakkari) nicht ab.

Amed

Vor dem Rathaus von Amed (tr. Diyarbakir) findet seit dem Kommunalputsch eine Mahnwache statt. Die Menschen versammelten sich am Mittwoch erneut mit Transparenten mit der Aufschrift: „Die Rathäuser gehören uns“ und „Zwangsverwaltung ist Raub“. Die Ko-Bürgermeister:innen von Amed, Stadtratsmitglieder, die DEM-Frauenratssprecherin Halide Türkoğlu, Angehörige politischer Gefangener und viele weitere Menschen nahmen an dem Protest teil. Sie riefen immer wieder auf Kurdisch: „Colemêrg ist unser, es ist unsere Stadtverwaltung." Passant:innen und Anwohner:innen applaudierten.

Amed-Sûr

Gleichzeitig findet in Amed auch eine Mahnwache vor dem Rathaus im Altstadtbezirk Sûr statt. Die Ko-Bürgermeister:innen von Sûr, Mitglieder des Bezirksrats, die DEM-Abgeordnete Sevilay Çelenk und viele weitere Menschen nahmen an der Mahnwache teil. Die Teilnehmenden trugen Transparente mit der Aufschrift „Kayyım tu kî yi“ (dt. Zwangsverwalter, wer bist du?), „Îrada me rûmeta me ye“ (Unser Wille, unsere Ehre), „Rührt meinen Willen nicht an", „Überall Colemêrg, überall Widerstand". Vorbeifahrende Fahrzeuge unterstützten den Protest mit Hupen.

Adana

In der Provinz Adana veranstaltet der DEM-Verband gemeinsam mit anderen politischen Parteien und zivilgesellschaftlichen Organisationen eine Mahnwache in einem Park in Seyhan. Die Polizei versuchte vergeblich, den Protest zu verhindern. Die Menschen trugen ein Transparent mit der Aufschrift „Das Rathaus gehört uns, wir werden die Usurpation nicht zulassen“ und skandierten immer wieder „Recht, Gesetz, Gerechtigkeit“, „Räuberischer Zwangsverwalter raus aus Hakkari“, „Der Zwangsverwalter wird sich vor dem Volk verantworten“, „Überall Hakkari, überall Widerstand“ und „Wir werden gewinnen, wenn wir Widerstand leisten“. Während der Veranstaltung ging die Polizei mit Schilden gegen die Protestierenden vor. Trotz eines kurzen Handgemenges setzte die Menge ihren Protest fort. Der Ko-Vorsitzende der DEM-Partei in Adana, Seyfettin Aydemir, forderte ein sofortiges Ende der Zwangsverwaltung und kündigte an, dass die Proteste bis zum Erfolg weitergehen werden.

Mêrdîn

In Mêrdîn (Mardin) fand eine Mahnwache vor dem Rathaus statt. Daran nahmen der Ko-Bürgermeister Ahmet Türk und die Bezirksbürgermeister:innen, der DEM-Abgeordnete Kamuran Tanhan, Friedensmütter sowie Mitglieder des Vereins für Solidarität und Unterstützung der Familien von Gefallenen (MEBYA-DER) und des Gefangenenhilfsvereins TUAY-DER und viele weitere Personen teil.

Der Ko-Bürgermeister Ahmet Türk erklärte: „Sie haben den Willen des Volkes missachtet, indem sie einen Zwangsverwalter in Colemêrg eingesetzt haben, aber sie sind auf großen Widerstand gestoßen. Niemand sollte dazu schweigen, wir müssen unsere Zukunft sichern. Sie können die Zwangsverwalter in vielen Gemeinden auf die Tagesordnung bringen und sie können in vielen Rathäusern Zwangsverwalter einsetzen. Aber wenn wir uns wehren wie in Wan, werden sie diese schmutzige Politik nicht weiter fortsetzen können.“

Nach den Reden betrat Koma Avesta die Bühne und unterstützte den Protest mit Widerstandsliedern. Die Mahnwache endete mit Kreistänzen und Gesängen.