Internationale Aktionstage „Drohnenkrieg stoppen – Revolution in Rojava verteidigen“

Am 19. Juli feiert die Rojava-Revolution ihr elfjähriges Bestehen. Die Kampagne „Defend Kurdistan“ nimmt dieses wichtige Datum zum Anlass, an internationalen Aktionstagen Position für die Revolution und gegen ihre Zerschlagungsversuche zu beziehen.

Am 19. Juli blickt die Revolution von Rojava auf ihr elfjähriges Bestehen zurück. Die Kampagne „Defend Kurdistan“ nimmt dieses wichtige Datum zum Anlass, an internationalen Aktionstagen die Erfolge der Revolution zu feiern – und auf deren Bedrohung hinzuweisen. In einem Aufruf heißt es:

Elf Jahre ist es her, dass mit der Revolution in Rojava ein Leuchtfeuer der Hoffnung für revolutionäre Kräfte weltweit entstand. In Zeiten andauernder Krisen des kapitalistischen Systems zeigt uns Rojava, dass eine gesellschaftliche Selbstverwaltung, basierend auf Frauenbefreiung, Basisdemokratie und sozialer Ökologie, möglich ist und dass es auch an uns ist, für diese zu kämpfen – entschlossen und vereint.

Türkei eskaliert Vernichtungskrieg in Kurdistan

Seit Erdoğan durch die Präsidentschaftswahlen im Mai seine Alleinherrschaft sichern konnte, eskalierte seine Machtclique ihren Vernichtungskrieg in ganz Kurdistan und schreckte dabei vor nichts zurück. In den freien Bergen Südkurdistans fliegt die türkische Armee täglich mehr als 50 Luftangriffe, bei denen auch unser aus Deutschland stammender Freund Azad Şerger - Thomas S. - gemeinsam mit Asya Kanîreş und Koçer Medya am 15. Juni in Xakurke gefallen ist. Rojava wird täglich von Drohnen und den islamistischen Verbündeten der Türkei angegriffen. Seit den Invasionen 2018 und 2019 im Nordosten Syriens halten diese Efrîn, Serêkaniyê und Girê Spî besetzt und öffnen im Stillen dem Islamischen Staat (IS) Tür und Tor für seine Reorganisation.


Allein seit Anfang Juni wurden mehr als 20 Menschen durch türkische Drohnen getötet, in Tel Rifat wurde ein Krankenhaus beschossen und die Zahl der Drohnenschläge ist in den letzten drei Jahren in Rojava auf über 200 gestiegen. Von Dêrik bis Şehba gibt es kaum einen Ort, der nicht davon betroffen war. Die Angriffe richten sich dabei gezielt gegen Vertreterinnen und Vertreter der Selbstverwaltungsstrukturen, Mitglieder der Selbstverteidigungskräfte sowie die Zivilbevölkerung. Diese Art der Kriegsführung verfolgt ein klares Ziel: Sobald sich Menschen in irgendeiner Form an der Selbstverwaltung beteiligen, laufen sie Gefahr, selbst Opfer eines dieser Angriffe zu werden. Der türkische Staat versucht so systematisch das Vertrauen der Bevölkerung in die Selbstverwaltung zu untergraben und die Gesellschaft durch seinen Terror in einen Zustand ständiger Angst zu versetzen.

Deutsche Technik am Drohnenkrieg beteiligt

Wenig überraschend ist es, dass die Technik der Drohnen, welche Rojava terrorisieren, zu großen Teilen aus Deutschland stammt: Sie fliegen mit Sensoren des deutschen Rüstungskonzerns Hensoldt, die „intelligenten“ Gefechtsköpfe der Raketen wurden unter Anleitung der deutschen Firma TDW Wirksysteme aus dem bayerischen Schrobenhausen gebaut und werden mit Technik des niederländischen Unternehmens Kendrion gesteuert, das in Villingen-Schwenningen seine todbringenden Produktionsstätten hat. Eine dieser Kampfdrohnen hat am 20. Juni auch Yusra Derwêş, Lîman Şiwêş und Firat Tuma ermordet – zwei Vorreiterinnen der Frauenrevolution und deren Fahrer. Yusra Derwêş war die Ko-Vorsitzende des Kantons Qamişlo, Lîman Şiwêş ihre Vertreterin. Dass die Vorreiterinnen der Frauenbewegung Ziele von türkischen Drohnen und Attentätern des türkischen Geheimdienstes werden, ist nichts Neues. Sie werden aufgrund ihrer Rolle in der Frauenrevolution und im Aufbau des demokratischen Projekts Rojavas ermordet. Sie werden ermordet, weil sie ein Symbol für den Widerstand von Frauen gegen den Faschismus sind. Sie werden ermordet, um eine Warnung an alle Frauen zu senden, die sich organisieren und gegen Faschismus kämpfen. Ihre Ermordungen zeigen uns die enorme Gewalt, die das Patriarchat gegen Frauen, die sich wehren, ausübt. Deswegen müssen wir vereint den Widerstand der ermordeten Frauen fortsetzen – verteidigen wir die Revolution, für die sie gekämpft haben und in der sie uns den Weg der Freiheit gezeigt haben!

Die Scheinheiligkeit „feministischer“ Außenpolitik

Noch vor wenigen Monaten waren Gruppenbilder mit dem Slogan der kurdischen Freiheitsbewegung „Jin, Jîyan, Azadî“ das beliebteste Fotomotiv im politischen Berlin – gerade bei den Grünen. Geht es aber um den Krieg, den die Türkei gegen genau die Frauenbewegung führt, welche diesen Slogan geprägt hat, hüllen sie sich in Schweigen. Die Scheinheiligkeit dieser Politik zeigt sich nicht zuletzt daran, dass Annalena Baerbock einen Tag nach der Ermordung von Yusra Derwês und Lîman Şiwêş zusammen mit ihrem neuen türkischen Amtskollegen Hakan Fidan, für ein Foto posierte. Hakan Fidan war zuvor Chef des türkischen Geheimdienstes und dabei nicht nur für Waffenlieferungen an den IS verantwortlich, sondern auch an dem Mord an Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez in Paris 2013, ganz zu schweigen von den unzähligen weiteren Kriegs- und Menschenrechtsverbrechen in ganz Kurdistan.

Dem Krieg in Kurdistan vereint begegnen

Eins ist klar: Wir werden nicht über die Mittäterschaft unserer Regierungen hinwegsehen! Lasst uns heute Kurdistan mit dem Geist des Widerstandes der Frauenbewegung verteidigen! Zum Jahrestag der Revolution, die am 19. Juli 2012 begann, rufen wir dazu auf in Aktion zu treten! Der Krieg in Kurdistan, die Drohnenangriffe auf Rojava, die Feminizide gegen die kurdische Frauenbewegung können nur mit vereintem Willen gebrochen werden.

Deswegen macht euch bereit für die internationalen Aktionstage vom 17. bis zum 23. Juli. Wir rufen euch dazu auf: reagiert auf die Angriffe, macht Die-Ins auf öffentlichen Plätzen, informiert über die Errungenschaften in Rojava, organisiert zum Jahrestag der Revolution Feierlichkeiten und gedenkt der Gefallenen! Lasst uns eine angemessene Antwort auf die Angriffe geben! Stoppt den Drohnenkrieg auf Rojava! Hoch die internationale Solidarität! Jin Jiyan Azadî! Şehîd Namirin!

P.S: Bitte schickt Bilder und Videos von euren Aktionen + eine kleine Erklärung, wer, wann, wo, warum welche Aktion gemacht hat, an [email protected]. Wir werden sie dann für unsere Medienarbeit verwenden.