Inhaftierte Politikerin startet Hungerstreik

Die im Gefängnis von Kandıra inhaftierte ehemalige Parlamentarierin und stellvertretende Ko-Vorsitzende der HDP, Aysel Tuğluk ist in Solidarität mit Leyla Güven in einen Hungerstreik getreten.

Vor 75 Tagen nahm die im Gefängnis von Amed (Diyarbakir) inhaftierte HDP-Abgeordnete Leyla Güven einen unbefristeten Hungerstreik auf. Die einzige Forderung der 54-jährigen Politikerin, die vor einem Jahr wegen ihrer Kritik an der türkischen Efrîn-Offensive verhaftet wurde, ist die Aufhebung der Isolation Abdullah Öcalans auf der Gefängnisinsel Imrali. Inzwischen leidet Leyla Güven unter erheblichen Konzentrations- und Schlafstörungen sowie unter Licht- und Geräuschempfindlichkeit. Außerdem hat sie stark an Gewicht verloren und kann alltägliche Gewohnheiten ohne die Hilfe anderer Insassinnen nicht mehr bewerkstelligen.

In Solidarität mit Leyla Güven und ihren Forderungen beteiligen sich in der Türkei und in Nordkurdistan organisierte HDP-Mitglieder sowie in Europa lebende Kurdinnen und Kurden mit befristeten Hungerstreiks an ihrem Protest. 600 politische Gefangene in verschiedenen türkischen Gefängnissen nehmen an einem Hungerstreik gegen die Isolation des PKK-Gründers Abdullah Öcalan teil, rund 250 Gefangene aus PKK- und PAJK-Verfahren sind zu unterschiedlichen Zeitpunkten sogar in einen unbefristeten Hungerstreik getreten. In der französischen Stadt Straßburg findet ebenfalls ein unbefristeter Hungerstreik statt, an dem sich 14 Personen beteiligen. Auch in Newport in Wales und in Südkurdistan beteiligen sich Aktivist*innen an der Hungerstreikbewegung. In Hewlêr (Erbil) wird der Hungerstreik von der HDP-Vertretung angeführt. Dort befindet sich der HDP-Aktivist Nasır Yağız mittlerweile seit 61 Tagen in einem unbefristeten Hungerstreik.

Auch die im Gefängnis von Kandıra inhaftierte kurdische Politikerin Aysel Tuğluk beteiligt sich seit fünf Tagen mit einem auf zehn Tage befristeten Hungerstreik an dem Protest. Die ehemalige HDP-Abgeordnete der Provinz Colemêrg (Hakkari) und stellvertretende Ko-Vorsitzende der Partei sitzt seit Ende Dezember 2016 wegen Terrorvorwürfen in türkischer Geiselhaft. Im März des vergangenen Jahres ist Aysel Tuğluk, die als Anwältin unter anderem auch Abdullah Öcalan vertrat, wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu zehn Jahren Haftstrafe verurteilt worden, weitere Strafverfahren laufen noch. Die 53-Jährige ist Gründerin mehrerer Nichtregierungsorganisationen wie der Forschungsstiftung für Sozialrecht (Toplumsal Hukuk Araştırmaları Vakfı), dem Menschenrechtsverein IHD (İnsan Hakları Derneği) und dem Verein der patriotischen Frauen (Yurtsever Kadınlar Derneği). Außerdem zählt Tuğluk zu den Mitbegründer*innen der prokurdischen Partei der demokratischen Gesellschaft DTP (Demokratik Toplum Partisi), deren Parteivorsitzende sie eine Zeitlang war. Die DTP wurde 2009 durch Entscheid des Verfassungsgerichts verboten.