Gökhan Yıldırım: Widerstand gewinnt
Gökhan Yıldırım war für ein faires Gerichtsverfahren monatelang in einem türkischen Gefängnis im Todesfasten. „Durch meinen Widerstand bin ich jetzt draußen“, erklärt er nach seiner Freilassung.
Gökhan Yıldırım war für ein faires Gerichtsverfahren monatelang in einem türkischen Gefängnis im Todesfasten. „Durch meinen Widerstand bin ich jetzt draußen“, erklärt er nach seiner Freilassung.
Die Gefangenenhilfsorganisation TAYAD hat zusammen mit Gökhan Yıldırım, der monatelang für einen fairen Gerichtsprozess im Todesfasten war und am Montag aus dem Gefängnis Tekirdağ entlassen wurde, auf einer Pressekonferenz in Istanbul über das Verfahren informiert.
Bei der Pressekonferenz, an der auch Anwält:innen des Rechtsbüros des Volkes (HHB) teilnahmen, wies Yıldırım auf die Situation der sich weiterhin im Todesfasten befindenden Sibel Balaç und Ileri Kızılaltun sowie auf die Wichtigkeit von Widerstand gegen Ungerechtigkeit hin. Die Polizei führte am Eingang des Gebäudes Personenkontrollen durch.
Ihr Körper sei alles, was ihnen zur Verfügung gestanden hätte, darum hätte er sich nach vielen vergeblichen Bemühungen um ein faires Gerichtsverfahren zum Todesfasten entschlossen, sagte Yıldırım und erklärte weiter: „Seit 256 Tagen bin ich jetzt im Hungerstreik und leiste weiter Widerstand. 256 Tage lang haben wir unsere Forderungen in die Welt gerufen, wir von drinnen, unsere Angehörigen und Genoss:innen von draußen. Es gab dabei auch viele Angriffe und Festnahmen."
Er selbst sei zur Zwangsernährung in Krankenhaus gebracht worden, habe aber auch dort einen Monat lang Widerstand geleistet. „Sie haben das gemacht, was sie immer machen. ‚Er hat gegessen’, haben sie gesagt. ‚Gökhan hat 800 Kalorien zu sich genommen‘. Das werde ich nie vergessen. Denn das ist ein Angriff. Aber wir haben weitergemacht und weiterhin mit erhobenem Haupt Widerstand geleistet“, berichtete Yıldırım.
Wir wollen nicht sterben, wir wollen ein faires Verfahren
Er könne jeden Moment sterben, erklärte Yıldırım weiter und machte deutlich, dass die Genoss:innen, die sich im Todesfasten befinden, das tun, um faire Gerichtsprozesse zu bekommen und nicht, weil sie sterben wollten. „Wir wollen nicht sterben, wir wollen einen fairen Prozess. Mustafa, İbo, Helin, Ebru, sie alle sind in diesem Widerstand gefallen.“ Nicht das Rechtsmedizinische Institut (ATK) habe ihn entlassen, er habe selbst seine Entlassung erkämpft. „Wir haben noch viel vor uns. Sibel und Ileri machen weiter, ich unterbreche heute, am 256. Tag, mein Fasten. Grund dafür ist, dass meine Forderungen für einen fairen Prozess zum größten Teil durchgesetzt wurden.“
Ohne Widerstand werden wir nie etwas erreichen
Gökhan Yıldırım betonte, dass er den Widerstand niemals aufgeben werde und nun von draußen die beiden inhaftierten Sibel Balaç und Ileri Kızılaltun, die sich noch im Todesfasten befinden, in ihrem Widerstand unterstützen werde. Er sei zwar ins Todesfasten gegangen, liebe aber das Leben. „Durch meinen Widerstand bin ich jetzt draußen. Ich rufe unser Volk auf, wenn ihr etwas erreichen wollt, ist der einzige Weg dazu der Widerstand. Egal, was passiert.“
Es ist an uns, ihren Widerstand nach draußen zu tragen
Naime Kara, die für die Gefangenenorganisation TAYAD an der Pressekonferenz teilnahm, betonte, dass die Gefangenen sich gegen ein System wehren, dass sie zu Verrat und Kooperation zwingen will, und dass sie für ihre legitime Forderung nach einem fairen, rechtsstaatlichen Gerichtsverfahren kämpfen. Es sei bezeichnend für die Situation des Landes, dass ein solcher Kampf überhaupt nötig sei. „Es geht hier um den Kampf für elementare Rechte“, erklärte sie weiter. „Wir rufen alle Menschen in diesem Land auf, sich dem Kampf von Gökhan, Sibel und Ileri anzuschließen. Für Gökhan konnten wir nach 256 Tagen Kampf auf Leben und Tod die Freilassung erreichen. Dadurch konnte auch ein Teil des Widerstands nach außen dringen. Jetzt ist es an uns, ihren Widerstand bekannt zu machen.“
Gökhan Yıldırım ist politischer Aktivist und wurde 2018 als angeblicher „Istanbul-Leiter“ der DHKC-P und wegen den Vorwürfen Körperverletzung und Sachbeschädigung zu einer Haftstrafe von 46 Jahren verurteilt. Er setzte sich gegen den staatlich geförderten Drogenkonsum im Viertel Gazi ein und geriet dadurch ins Visier von Drogenbanden. Laut TAYAD hat die Polizei die Täter geschützt und gegen Yıldırım Beweise erfunden.