Politischer Gefangener im Hungerstreik verstorben

Der politische Gefangene Mustafa Koçak ist nach 296 Tagen Hungerstreik für ein gerechtes Verfahren im Gefängnis in der Türkei verstorben.

Nach 296 Tagen Hungerstreik ist der politische Gefangene Mustafa Koçak im T-Typ-Gefängnis Nr. 2 in Şakran bei Izmir gestorben. Der 28-jährige verweigerte seit dem 3. Juli die Nahrungsaufnahme, weil er ein gerechtes Verfahren forderte.

Mustafa Koçak war am 11. Juli 2018 vor einem Gericht in Istanbul zu einer verschärften lebenslangen Haftstrafe plus 39 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden, weil er als vermeintliches Mitglied der „Revolutionären Volksbefreiungspartei-Front” (DHKP-C) für eine Geiselnahme im Justizpalast Istanbul die Waffen beschafft haben soll. Beweise gegen ihn gab es nicht, lediglich die Aussage eines Denunzianten bildete die Grundlage für das Urteil. Die widersprüchlichen Aussagen des Kollaborateurs Berk Ercan haben bisher zur Verhaftung von knapp 200 Menschen, darunter Mitglieder der Musikgruppe Grup Yorum und Anwälte der Anwaltsvereinigung ÇHD, geführt.

Noch gestern appellierte seine Schwester Ayşe Koçak nach einem Telefongespräch mit ihrem Bruder: „Wir hören einmal in der Woche für zehn Minuten seine Stimme. Jetzt können wir ihn nicht einmal mehr hören. Wir rufen im Gefängnis an, aber sie sagen weder uns noch den Anwälten etwas. Aber Mustafa ist unser Bruder. Wir werden euch nicht in Ruhe lassen. Ihr wollt, dass er in Stille stirbt. Ich frage das Justizministerium: Wartet ihr auf Mustafas Tod? Warum schließt ihr das Verfahren nicht ab? Ist es nicht eure Aufgabe für Gerechtigkeit zu sogen? Wem dient ihr? Ihr solltet dem Recht, der Gerechtigkeit und der Menschheit dienen. Nehmt eure dreckigen Hände von meinem Bruder, meiner Familie und den Menschen. Hört auf Unschuldige zu verurteilen. Es reicht!“

Ibrahim Gökçek, ein Musiker der Band Grup Yorum, ist seit 311 Tagen in Istanbul im Hungerstreik. Seine Bandkollegin Helin Bölek starb vor zwei Wochen am 288. Tag ihres Hungerstreiks.