PKK ruft zum 1. Mai zu gesellschaftlicher Erneuerung und demokratischem Aufbruch auf

Zum 1. Mai hat die PKK eine umfassende Erklärung veröffentlicht, in der sie die aktuelle politische Lage analysiert, den Aufruf von Abdullah Öcalan vom 27. Februar bekräftigt und die Notwendigkeit eines radikalen gesellschaftlichen Wandels betont.

Kein Warten auf Zugeständnisse des Staates

Im Vorfeld des internationalen Tags der Arbeit hat die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) eine umfangreiche Erklärung veröffentlicht, die nicht nur aktuelle politische Forderungen formuliert, sondern auch eine tiefgehende gesellschaftliche Veränderung anmahnt. In ihrer Botschaft zum 1. Mai legt die PKK besonderen Wert auf die Umsetzung der Prinzipien, die Abdullah Öcalan, der Vordenker der kurdischen Freiheitsbewegung, in seinem Aufruf vom 27. Februar formuliert hatte.

Im Mittelpunkt der Erklärung steht die Forderung, die Bedingungen auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali zu verändern, um Öcalan ein freies und arbeitsfähiges Leben zu ermöglichen. Ziel sei es, dass Öcalan selbst in der Lage sei, die Vorbereitungen für einen lange erwarteten Parteikongress zu leiten. Trotz der militärischen Angriffe und politischen Verzögerungstaktiken der türkischen Regierung bekräftigte die PKK ihren Willen, an den in den 8.-März- und Newroz-Erklärungen formulierten Prinzipien festzuhalten.

Kein Warten auf Zugeständnisse des Staates

Die PKK betont in ihrer Mitteilung, dass der Aufruf vom 27. Februar keinen Appell an den Staat darstelle, sondern eine direkte Aufforderung an die Gesellschaft sei. Ziel sei es, die Menschen im Geist von Freiheit und Demokratie zu bilden, sie zu organisieren und sie zu kollektivem, demokratischem Handeln zu befähigen. Frieden könne nur durch den Aufbau einer aktiven, demokratischen Gesellschaft erreicht werden – nicht durch das Abwarten auf staatliche Zugeständnisse. In diesem Zusammenhang ruft die PKK dazu auf, den 1. Mai im Sinne der Einheit, Solidarität und des Widerstands aller Unterdrückten zu begehen. „Niemand sollte zaudern oder auf Veränderungen warten. Jeder muss sich aktiv an der Schaffung eines demokratischen, solidarischen Gesellschaftsbewusstseins beteiligen“, heißt es in der Erklärung.

1. Mai als Symbol für Widerstand und Erneuerung

Die PKK sieht den 1. Mai als lebendiges Erbe des Widerstandes gegen Unterdrückung und Ausbeutung. Sie würdigt diesen Tag als bedeutendes Erbe des weltweiten sozialistischen Widerstands – der Arbeiterkampftag sei ein „Stern am Horizont der Bewusstseinsbildung der werktätigen Völker“. Die Erklärung würdigt zudem die historischen Opfer wie die Toten des Taksim-Massakers vom 1. Mai 1977 und gefallene Guerillakommandanten wie Mehmet Karasungur, Ramazan Kaplan und Mehmet Emin Aslan.

Die kurdische Freiheitsbewegung habe es sich zur Aufgabe gemacht, die Traditionen des 1. Mai mit den Werten der Frauenbefreiung, ökologischer Verantwortung und demokratischer Selbstorganisation zu verbinden. Abdullah Öcalans Theorie der „Demokratischen Zivilisation“ habe dabei entscheidend zur Weiterentwicklung und tieferen Verankerung dieser Prinzipien beigetragen.

Frieden nur durch demokratischen Wandel möglich

Eine zentrale Botschaft der Erklärung lautet: Frieden ohne Freiheit und Demokratie sei illusorisch. Die globale kapitalistische Moderne basiere auf Ausbeutung und Konflikten, die sich besonders in der kolonialen Unterdrückung Kurdistans manifestieren. Ein echter, dauerhafter Frieden im Nahen Osten sei deshalb nur möglich, wenn in Kurdistan Demokratie und Selbstbestimmung verwirklicht würden. Der Aufbau einer demokratischen Gesellschaft wird als Rückkehr zu den natürlichen Grundlagen der Menschheit verstanden: ökonomische und ökologische Gerechtigkeit, Frauenbefreiung, demokratischer Konföderalismus sowie ethische und politische Handlungsfähigkeit.

Aufruf zur inneren und gesellschaftlichen Transformation

Die PKK fordert ihre Anhänger:innen, Unterstützenden und die gesamte Gesellschaft dazu auf, den Wandel nicht nur politisch, sondern auch persönlich zu vollziehen. Der Appell Öcalans vom 27. Februar sei in erster Linie ein Aufruf zur Revolutionierung des eigenen Denkens und der Lebensweise: „Jetzt ist die Zeit für Veränderung und Transformation im Sinne von Frieden und demokratischer Gesellschaft.“ Öcalan habe seine eigene revolutionäre Erneuerung bereits vollzogen, und auch die PKK befinde sich in einem tiefgreifenden Wandel. Frauen, Jugendliche und alle Teile des kurdischen Volkes sowie ihre Freund:innen in der Türkei und im Nahen Osten seien aufgerufen, diesen Prozess aktiv mitzugestalten.

Solidarische Grüße und Ausblick

Abschließend richtet die PKK ihre Grüße an alle Arbeiter:innen, Frauen, Jugendlichen, Sozialist:innen und Revolutionär:innen zum 1. Mai. Besonderer Dank und beste Genesungswünsche gehen an den DEM-Politiker und Künstler Sırrı Süreyya Önder, der sich derzeit nach einem schweren Herzinfarkt gesundheitlichen Herausforderungen stellen muss.

Die Erklärung endet mit einem eindringlichen Appell an die demokratische Öffentlichkeit: „Lasst uns 1. Mai, den Monat der Gefallenen, zu einem Moment umfassender Veränderung machen – angeführt von Frauen und Jugendlichen, getragen von Solidarität und revolutionärem Geist.“