Defend Kurdistan: Veranstaltung mit Filmvorführung in Jena

Eingebettet in die Initiative #DefendKurdistan ist zum Abschluss der Seebrücken-Mahnwache in Jena der Film Xwebûn von Sarah Handelmann gezeigt worden. Nach dem Film wurde über gemeinsame Kämpfe diskutiert.

Am Freitag hat eine autonome Gruppe, die solidarisch zu Kurdistan arbeitet, in Jena den Film Xwebûn von Sarah Handelmann gezeigt. Neben Cora Hoffmann und Antonia Kilian war sie eine der Filmemacherinnen, die den Film im Rahmen des Frauen Film Kollektivs verwirklicht haben. Eingebettet wurde die Veranstaltung in die Initiative „Defend Kurdistan“.

Die Filmvorführung, bei der circa 40 Menschen teilnahmen, fand im Rahmen der Abschlusswoche von der Dauermahnwache der Seebrücke Jena statt. Die Dauermahnwache steht seit mehr als fünf Monaten dafür ein, dass alle Lager an den EU-Außengrenzen evakuiert werden, und sie macht in verschiedenen Aktionsformen auf die Situation von Geflüchteten in Deutschland, Europa und weltweit aufmerksam.

Zu Beginn der Veranstaltung wurde die Kampagne „Defend Kurdistan“ und die Arbeit der Friedensdelegation vorgestellt und auf die aktuelle Situation und den Angriffskrieg in Südkurdistan aufmerksam gemacht. Dabei wurde auch die bedeutende und zerstörerische Rolle von Deutschland und Jena benannt. In Jena befindet sich mit Jenoptik eine Firma, welche Einzelteile für Militärwaffen herstellt, die nachweislich von der Türkei eingesetzt werden.

Im Städtekrieg in Nordkurdistan vor fünf Jahren hat das türkische Militär die Altstadt von Amed-Sûr zerstört und zahllose Zivilist:innen getötet. In der Gesprächsrunde am Ende wurde deutlich, dass der Städtekrieg in Deutschland in den öffentlichen Medien nicht thematisiert wurde und ein Mantel des Schweigens über diesem Thema lag. Neben der flächendeckenden Repression und Zerstörung des Staates legt der Film den Fokus auf den Widerstand von Frauen in Nordkurdistan und die dabei entstehende Kraft.

Der Film wurde in Erinnerung an Sarah Handelmann gezeigt. Sarah Handelmann starb im April 2019 bei einem Luftangriff auf die Medya-Verteidigungsgebiete in Südkurdistan. Auf der Veranstaltung wurde der Gefallenen gedacht und die Bedeutung der Kämpfer:innen hervorgehoben. Außerdem wurde an all die Menschen erinnert, die tagtäglich an den EU-Außengrenzen sterben und Opfer rassistischer und faschistischer Staats- und Polizeigewalt sind. Zudem jährte sich am 3. August der Genozid an den Ezid:innen. Ein Genozid ist erst dann wirklich vollendet, wenn die Menschen in Vergessenheit geraten und ihrer nicht mehr gedacht wird. Aus diesem Grund wurde eine Schweigeminute abgehalten.

Über die Grenzen des Möglichen hinausgehen“

Nach dem Film wurde ein Brief von Sarah Handelmann vorgelesen. In diesem wurde deutlich, dass nicht vergessen werden darf, dass wir uns im 3. Weltkrieg befinden – auch wenn es manchmal so weit weg erscheint. Außerdem ist ein wichtiger Schritt, an der eigenen Haltung zu arbeiten. In dem Brief schreibt die Internationalistin: „Also, das heißt handeln, losgehen, etwas tun, in Bewegung sein, anstatt darauf zu warten, dass etwas vorbeikommt, das unsere idealistischen Ansprüche schon in jeder Hinsicht erfüllt, oder aber daran verzweifeln, dass dem nicht so ist, gar nicht so sein kann. Schon an dieser Stelle liegt ein Fehler vor. Denn der Punkt ist, dass unser Vorhaben unmöglich sein MUSS. Wenn es nicht über die Grenzen der umsetzbaren Möglichkeiten hinausgeht, kann es einem radikalen Anspruch gar nicht gerecht werden. Das Schlimmste ist, dass wir verlernt haben, den Weg zu gehen, den wir eigentlich für richtig halten.“

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich spürbar, wie wichtig eine gemeinsame Organisierung ist, um Krieg und Zerstörung Freiheit entgegensetzen zu können. Der Wille zur Solidarität und gesellschaftlicher Veränderung war da. Es wurde die Solidarität mit der kurdischen Freiheitsbewegung in den Fokus gesetzt. Dabei wurde auf die internationalistische Kurdistan-Tagung am vergangenen Wochenende in Köln Bezug genommen und deutlich gemacht, dass niemand und keine Stadt für sich alleine kämpft, sondern eine Verbundenheit in den Kämpfen besteht. Die Teilnehmer:innen diskutierten auch über das PKK-Verbot und antimilitaristische Kämpfe. Außerdem wurde hervorgehoben, dass in Rojava eine Frauenrevolution stattfindet und Frauen sich nur in einer autonomen Organisierung befreien können. Dabei bestärkten sich die anwesenden Menschen gegenseitig, sich mehr zu trauen, denn „wenn die bösen Menschen sich mehr trauen als die guten, haben wir verloren“, so ein Teilnehmer der Diskussion.

Nach der Diskussionsrunde sind die Teilnehmer:innen in wärmender und kämpferischer Verbundenheit und dem Willen zur Veränderung auseinandergegangen. Die nächste Veranstaltung in Jena ist für den 6. September geplant. Bei dieser soll es vor allem um die Grundlagen der Revolution in Kurdistan gehen: Ökologie, Basisdemokratie und Geschlechterbefreiung.