Cenî verurteilt Angriff auf Samstagsmütter

Am 26. August 2018, dem 700. Samstag des Protestes für die Aufklärung der Verbrechen und des Verbleibs der in den 90er Jahren „Verschwundenen“, wurden die Samstagsmütter und ihre Unterstützer*innen von Polizeikräften auf brutalste Weise angegriffen.

Das Kurdische Frauenbüro für Frieden, Cenî, protestiert mit einer Stellungnahme gegen das brutale Vorgehen der Polizeikräfte gegen die Samstagsmütter gestern in Istanbul. In ihrer Erklärung schreibt Cenî:

Der Protest der Samstagmütter, die die Aufklärung des Verbleibs ihrer Angehörigen und die Verurteilung der Täter verlangen, genießt breite Anerkennung und Unterstützung in der Gesellschaft. Für den 25. August, die 700. Woche des längsten zivilen Ungehorsam in der Türkei, waren eine besonders groß angelegte Kundgebung auf dem Galatasaray-Platz sowie viele Solidaritätsaktionen weltweit geplant.

Aus Angst vor der ausdauernden und gesellschaftlichen Kraft der Mütter und der Unterstützung, die diese Aktionen des zivilen Ungehorsams mit ihren für alle nachvollziehbaren Forderungen nach Gerechtigkeit und Aufklärung entwickelten, wurde die Aktion durch die faschistische AKP/MHP-Regierung mit Hilfe des zur Regel gewordenen Ausnahmezustands verboten. Die Polizei, Erfüllungsgehilfe des faschistischen AKP/MHP Regimes, umstellte den Galatasaray-Platz, den Besna Tosun, eine der Protestierenden, folgendermaßen beschreibt: „Auf dem Platz fühle ich mich stark. Dieser Platz ist das Erbe unserer Mütter. Bis es Gerechtigkeit gibt, wird dieser Kampf von Generation zu Generation weitergegeben werden.“

Die Samstagmütter und ihre Unterstüzter*innen ließen sich nicht von ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung und der Forderung nach Gerechtigkeit abbringen und forderten Zugang zu dem Platz, auf dem sie seit 23 Jahren ihre Kundgebungen abhalten. Dabei riefen sie die Slogans „Nieder mit dem Faschismus!“, „Der mörderische Staat wird zur Rechenschaft gezogen werden!“ und „Die Wut der Mütter wird den Mördern die Luft abschneiden!“. Die Polizeikräfte griffen die Menschenmenge mit Wasserwerfern, Gummigeschossen und Tränengas an und schlugen auf die Angehörigen der „Verschwundenen“, Abgeordnete und Menschenrechtsaktivist*innen ein. Mehrere Personen wurden verletzt, es gab 47 Festnahmen.

Wir verurteilen das absurde Verbot der Kundgebung und das darauf folgende brutale Vorgehen der Polizeikräfte gegen den friedlichen Protest und die legitime Forderung nach Aufklärung der Verbrechen aufs Schärfste.

Die Samstagsmütter haben bereits angekündigt, sich nicht von der faschistischen Gewalt abschrecken zu lassen und nächsten Samstag wiederzukommen. Wir schließen uns ihren Forderungen an und fordern alle Frauen dazu auf, sich solidarisch zu zeigen und die Verweigerung des Vergessens von Verbrechen und den Kampf der Samstagsmütter für ein kollektives historisches Gedächtnis zu unterstützen!