Weltweite Solidarität mit den Samstagsmüttern

Die am längsten andauernde Aktion zivilen Ungehorsams in der Türkei begann am 27. Mai 1995 und fand heute zum 700. Mal statt. Weltweit solidarisierten sich zahlreiche Menschen mit dem Protest der Samstagsmütter.

Seit nunmehr 23 Jahren fordern die „Samstagsmütter“ Aufklärung über ihre gewaltsam verschwundenen Angehörigen. An diesem Samstag war es das 700. Mal. Auf Befehl des türkischen Innenministers Süleyman Soylu ist die Aktion der Samstagsmütter in Istanbul verboten worden. Die Polizei fuhr Wasserwerfer auf und griff mit Tränengas und Gummigeschossen an. 47 Personen wurden festgenommen, unter ihnen etliche Angehörige von „Verschwundenen“. Sie wurden mittlerweile wieder auf freien Fuß gesetzt.

In Deutschland und weiteren Ländern fanden heute zahlreiche Solidaritätskundgebungen mit den Samstagsmüttern statt.

Hamburg

In Hamburg fand eine Solidaritätskundgebung vor dem Mercado in Altona statt. Es wurde eine Erklärung der Samstagsmütter verlesen und in Redebeiträgen auf die Bedeutung dieses jahrzehntelangen Kampfes hingewiesen.

Paris

In der französischen Hauptstadt fand auf dem zentralen Quartier des Halles ein Sitzstreik statt, der mit einer Schweigeminute für die „Gefallenen der Revolution” begann. Repräsentant*innen zahlreicher Organisationen und Parteien, darunter auch Mitglieder des Demokratischen Volkskongress HDK-Frankreich und der Partei der Sozialistischen Wiedergründung SYKP nahmen an der Mahnwache teil und beteiligten sich am langen Kampf für Gerechtigkeit der Samstagsmütter.

Schweiz

Auch in Genf, Basel und Zürich solidarisierten sich zahlreiche Menschen mit dem Protest der Samstagsmütter. In Genf hatte die Initiative „Solidarität mit den Samstagsmüttern” zu einer Mahnwache aufgerufen, bei der es zu emotionalen Szenen kam. Saniye Ana, eine Angehörige von „Verschwundenen” forderte in einem Appell an die türkische Regierung: „Hört endlich auf zu töten, wir wollen Frieden. Die Mütter haben genug Tränen vergossen. Wir wollen über das Schicksal unserer Angehörigen aufgeklärt werden”.

Wien

In Wien fand auf dem zentralen Stephansplatz eine Solidaritätskundgebung statt, an der sich zahlreiche Menschen beteiligten. Dabei wurde auch eine Botschaft der Istanbuler Sektion des türkischen Menschenrechtsvereins IHD (Insan Hakları Derneği) verlesen. Am Rande der Veranstaltung wurden Flyer an Passanten verteilt.

Melbourne

Die Solidaritätskundgebung im australischen Melbourne, zu der der Friedensblock für Demokratie aufgerufen hatte, fand vor der städtischen Zentralbibliothek statt. Zahlreiche Teilnehmer*innen beteiligten sich mit Redebeiträgen an der Veranstaltung. Mit Kerzen und Bildern erinnerten die Menschen an das Leid der Verschwundenen und ihrer Familien. Anschließend wurden rote Nelken als Symbol für die Verschwundenen verteilt.