Kampagne: Selbstverteidigung gegen Femizid
Die kurdische Studierendenorganisation Xwendekarên Berlin und die JXK (Jinên Xwendekarên Kurdistan) führen eine Veranstaltungsreihe zum Völkermord an der ezidischen Gemeinschaft in Şengal durch. Anlass ist der zehnte Jahrestag des Überfalls des „Islamischen Staats“ (IS) auf die Region am 3. August 2014. Die Veranstaltungsreihe bezieht sich auf die von der ezidischen Frauenbefreiungsbewegung TAJÊ (Tevgera Azadiya Jinên Êzidî) initiierte Kampagne „Gegen Femizide – Seid die Stimme der Selbstverteidigung“.
Die zweite Veranstaltung in Berlin begann mit einer Grußbotschaft von der Kommandantin der Fraueneinheiten Şengals (YJŞ), Suad Murad Xelef, bekannt durch den Film „Hêza“, der bereits am 3. Juni bei der ersten Veranstaltung gezeigt wurde. Sie sprach über die Wichtigkeit der Jugend und ihre Rolle im Widerstand. Darauf folgte ein kurzer Input zur aktuellen Lage und über das Abkommen von Oktober 2020. Die Referentin berichtete über die Verteidigung und Organisierung von Frauen, insbesondere von jungen Frauen, in Şengal. Außerdem betonte sie die aktuelle Bedrohung der Region durch den türkischen Staat, die südkurdische Regierungspartei PDK, die irakische Regierung und deren Milizen. Aber sie gab auch Hoffnung, indem sie betonte, dass der Widerstand größer sei als alle Vernichtungsversuche und die Organisierung der ezidischen Gesellschaft voranschreite und die Selbstverteidigung der Schlüssel dafür sei. In der Selbstverteidigung gehe es aber nicht nur um die militärische Verteidigung, sondern auch um das Schützen der Kultur, der Sprache und der Identität.
Die kurdischen Studierenden riefen alle internationalistischen und kurdischen Genossinnen und Genossen dazu auf, sich an der TAJÊ-Kampagne zu beteiligen.
Ziel der Kampagne
Die Xwendekarên Berlin erklärten zu ihrer Veranstaltungsreihe: „Ziel der Kampagne ist es, das Bewusstsein für den Genozid an den Ezid:innen und die Morde an Frauen zu schärfen sowie den Stimmen der Betroffenen Gehör zu verschaffen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Noch immer sind die Täter auf freiem Fuß und über 2.700 Personen gelten als vermisst. Der IS ist noch nicht vollständig besiegt. Gleichzeitig wird das Vorhaben, in Şengal eine demokratische, selbstverwaltete und kollektiv organisierte Gesellschaft aufzubauen, weiterhin von den türkischen und irakischen Staaten angegriffen. Deshalb wollen wir die Stimmen und den Widerstand der von dem Genozid Betroffenen teilen.“