Antikriegstag: Polizei greift „Friedensmütter“ in Istanbul an

Vor dem Dolmabahçe-Palast in Istanbul haben Friedensaktivistinnen die Wiederaufnahme von Verhandlungen über eine politische Lösung der kurdischen Frage gefordert. Die Kundgebung wurde von der Polizei angegriffen, drei Frauen wurden festgenommen.

Die Istanbuler Polizei hat vor dem Dolmabahçe-Palast Aktivistinnen der Friedensmutter-Initiative bei einer Kundgebung zum Antikriegstag angegriffen. Drei Frauen wurden unter Einsatz von Gewalt festgenommen. Die „Friedensmütter“ hatten sich vor dem Beşiktaş-Stadion getroffen, um gegen den Krieg in Kurdistan zu protestieren und die Wiederaufnahme von Friedensverhandlungen zu fordern.

Im Dolmabahçe-Palast ist im Februar 2015 ein Abkommen zur Lösung der kurdischen Frage deklariert worden. Bei dem Abkommen handelte es sich um einen zwischen Abdullah Öcalan und dem türkischen Staat ausgehandelten Zehn-Punkte-Plan. Die kurdische Seite wurde von der HDP vertreten, der Friedensprozess wurde kurz danach von Recep Tayyip Erdoğan beendet.

Auf beiden Seiten fließt Blut“

Die Aktivistinnen trugen bei ihrer Aktion weiße Kopftücher als Symbol des Friedens. Akime Keskin sagte auf Kurdisch: „Wir sind Mütter und wollen Frieden. Wir rufen alle Mütter auf, uns zu unterstützen. Seit hundert Jahren erleben wir Massaker und Gewalt, trotzdem fordern wir Frieden. Wir fühlen den Schmerz aller Mütter in unseren Herzen, auf beiden Seiten fließt Blut. Krieg haben wir nie gewollt. Das Problem kann nicht durch Krieg gelöst werden. Genau an dieser Stelle hat ein Verhandlungstisch gestanden. Dieser Tisch wurde umgestoßen und muss wieder aufgestellt werden. Frieden schadet niemandem.“

Bedia Gökgöz, ein weiteres Mitglied der Friedensmutter-Initiative, erklärte: „Die Massaker sollen aufhören. Es ist Antikriegstag und wir wollen Frieden in unserem Land und auf der ganzen Welt. Das Sterben in den Gefängnissen muss ein Ende finden. Kurdischen Eltern werden ständig die Leichen ihrer Kinder in Plastikboxen oder Tüten ausgehändigt.“

Auch die Aktivistin Behiye Duman ging auf den Fall von Hakan Arslan ein, dessen sterbliche Überreste seinem Vater am Montag in einer Tüte übergeben worden waren: „Wir sind einer erniedrigenden, unmenschlichen und faschistischen Behandlung ausgesetzt. Unsere Kinder werden ermordet und ihre Knochen werden als Paket an die Eltern geschickt oder in einer Tüte überreicht. Das ist eine Schande und die Verantwortlichen sollten sich schämen.“

Drei Frauen brutal festgenommen

Nach den Reden sollte die Kundgebung beendet werden, die Aktivistinnen wurden jedoch von der Polizei angegriffen. Mehrere Frauen wurden über den Boden geschleift, Journalist:innen wurden von der Polizei zurückgedrängt und am Filmen gehindert. Die Aktivistinnen Bedia Gökyüz, Zeliha Gökyüz und Şükran Tugay wurden gewalttätig festgenommen.