MEBYA-DER ist ein Solidaritätsverein für Familien, die Angehörige bei der Guerilla verloren haben. Der Verein veröffentlichte zum Jahresabschluss auf einer Pressekonferenz in Amed (Diyarbakır) einen Bericht über Rechtsverletzungen im Zusammenhang mit den Leichen gefallener Kämpferinnen und Kämpfer.

An der Pressekonferenz in den Räumlichkeiten des Vereins nahmen die HDP-Abgeordnete Remziye Tosun, die Ko-Vorsitzenden des Provinzverbands der HDP von Amed, Alökmen Uyanık und Zeyyat Ceylan, sowie zivilgesellschaftliche Organisationen und Familienangehörige von Gefallenen teil.

Yüksel Almaz berichtete über die Schikanen gegenüber den Angehörigen von Gefallenen: „Das Verfahren des DNA-Abgleichs ist zu einer gezielten Tortur für die Familienangehörigen geworden. Das entscheidendste Problem bei der Übergabe der Leichname stellte das Problem dar, dass die Körper oft nicht vollständig sind. Als zum Beispiel eine unserer Familien aus Wan eine Leiche abholen wollte, wurde sie mit Leichenteilen von drei verschiedenen Personen konfrontiert. Das zeigt, dass die Gefallenen ohne ein DNA-Gutachten in Gräbern für Unbekannte begraben werden. Beispiele wie das aus Wan gibt es zu Dutzenden. Nach der gesellschaftlichen Tradition endet die Trauerzeit nicht vor der Bestattung des Leichnams. Durch diese Politik wird die Trauerzeit um Monate ausgedehnt und die Familien systematisch einer politisch gewollten Quälerei ausgesetzt. Das muss sofort aufhören.“

Nach Angaben des Vereins warten aktuell in Amed drei Leichname und in Meletî (Malatya) zwölf Leichname in der Leichenhalle auf ihre Bestattung.

Verhinderte Bestattungszeremonien

Die Schikanen gehen allerdings weit über die medizinischen Einrichtungen hinaus, sagte Yüksel Almaz und kam auf die Verhinderung von Beerdigungen zu sprechen: „Viele Leichen, die den Familien vorenthalten werden, werden ohne Waschung und religiöse Zeremonie einfach verscharrt. Außerdem werden die Bestattungen mitten in der Nacht durchgeführt, um eine Teilnahme der Angehörigen und der Bevölkerung zu erschweren. Die Angehörigen werden dabei nicht auf den Friedhof gelassen. Höchstens drei bis fünf Personen dürfen an der Beerdigung teilnehmen.“

Der Staat will die Familien auf diese Weise isolieren, erklärte Yüksel Almaz: „Obwohl sich die Familien offiziell an unsere Einrichtung wenden, werden wir von den Sicherheitskräften dabei behindert, uns mit den Familien zu solidarisieren. Sie üben Druck aus, um uns von den Familien zu trennen und drohen, die Leichname ansonsten nicht zu übergeben. Das eigentliche Ziel dieser Politik ist es, psychischen Druck aufzubauen und die Familien zu isolieren. Trotz dieser Hindernisse stehen wir solidarisch an der Seite der Familien, wir tun alles, um sie nicht allein zu lassen.“

Appell an Familien

Almas appellierte an die Familien, deren Angehörige auf dem Gefallenenfriedhof in Oleka Jor (Yukarı Ölek) bei Bedlîs (Bitlis) bestattet waren. Der türkische Staat hatte den Friedhof zerstört und die Leichen zur Gerichtsmedizin nach Istanbul verschleppt. Der Verein fordert die Familien auf, sich an die Staatsanwaltschaft zu wenden und die Aushändigung der Leichname zu verlangen.

Hunderte Leichen in Gräbern für „Unbekannte“

Laut Recherchen des Vereins liegen in Meletî 270, in Amed 28, in Wan (Van) 65 und in Sêrt (Siirt) 100 Leichen in Gräbern für „Unbekannte“. Auch in Erzîrom (Erzurum), Xarpêt (Elazığ), Riha (Urfa) Mêrdîn (Mardin) und Bedlîs wurden Hunderte weitere Tote auf ähnliche Weise begraben. Der Verein fordert auch in diesen Fällen die Familien auf, die Aushändigung der Leichen zu beantragen.