Familie von Guerillakämpferin zerfetzte Leichname gezeigt

Seit einem Jahr sind die Eltern der gefallenen Guerillakämpferin Mercan Erkol auf der Suche nach den sterblichen Überreste ihrer Tochter. Drei zerfetzte Leichen wurden ihnen bereits vorgelegt. Ob eine davon die von Erkol ist, bleibt weiterhin ungewiss.

Am 16. November 2017 wurde die Guerillakämpferin Berîtan Tolhildan (Mercan Erkol) bei einem Gefecht in Pasûr (Kulp) in der nordkurdischen Provinz Amed (Diyarbakır) getötet. Ihre Familie begann nach der Bekanntgabe ihres Todes mit der Suche nach dem Leichnam. Im März dieses Jahres wandten sich die Eltern zunächst an die Provinzkommandantur der Militärpolizei in Amed. Danach gingen sie zur Generalstaatsanwaltschaft Kulp. Diese verwies die Angehörigen der Kämpferin wieder an die Militärpolizeikommandantur, die diesmal eine DNA-Probe von der Familie verlangte. Vier Monate nach Abgabe der Probe und noch bevor die Ergebnisse der DNA-Analyse vorlagen, wurden die Eltern Mercan Erkols von der Militärpolizeidirektion zwecks Übergabe des Leichnams kontaktiert. Gemeinsam mit Staatsanwälten und Soldaten fuhren die Angehörigen zum Yeniköy-Friedhof in Amed-Bağlar, um die sterblichen Überreste von Mercan Erkol zu erhalten.

Dort wurden den Eltern Teile von drei verschiedenen verstümmelten Leichen aus dem Abschnitt für unbekannte Tote gezeigt, die alle aus einem Grab exhumiert worden waren. Eine Identifizierung der hochgradig verwesten und verstümmelten Leichen war nicht möglich, daher ordnete die Staatsanwaltschaft an, auf den DNA-Abgleich zu warten. Die Familie wandte sich daraufhin an den Menschenrechtsverein IHD und die Vereinigung MEBYA-DER, einem Hilfs- und Solidaritätsverein für Familien, die ihre Angehörigen verloren haben. Beide Organisationen unterstützen die Familie bei ihrem Kampf, die sterblichen Überreste ihrer Tochter zu finden.

Würde des Menschen wird mit Füßen getreten

Mercan Erkols Vater Hesin Erkol ist enttäuscht. „Kann man so etwas einem Menschen nach der Religion oder dem Recht antun?“, fragt er. Die Geschehnisse dieses Jahres hätten sein Leid noch vervielfacht. Er beklagt, dass das Gewissen und die Menschenwürde mit Füßen getreten werden und sie diese ungerechte Behandlung nur aus dem Grund erfahren, weil sie Kurden sind. Seit er vom Tod seiner Tochter erfahren hat, könne er nicht mehr schlafen, sagt Hesin Erkol. Er fordert die sofortige Übergabe ihres Leichnams, um sie in Würde zu bestatten.