Zahl der Todesopfer nach Überschwemmungen in Kurdistan steigt

Die Zahl der Todesopfer nach den Überschwemmungen in Kurdistan ist auf 19 gestiegen. In Riha und Semsûr starben nach derzeitigem Stand mindestens 16 Menschen. In Rojava kamen zwei Kinder ums Leben. Ein weiteres Opfer wurde in Şengal gemeldet.

Die Zahl der Todesopfer nach den Überschwemmungen in Kurdistan ist auf 19 gestiegen. Im Norden sind zwei weitere Tote aus einer überfluteten Unterführung in Riha (tr. Urfa) geborgen worden, berichteten türkische Behörden am Donnerstag. Damit habe sich die Zahl der Todesopfer in der Provinz auf 14 erhöht. Unter ihnen befindet sich auch eine fünfköpfige syrische Flüchtlingsfamilie, deren Kellerwohnung überflutet wurde. In der Nachbarprovinz Semsûr (Adıyaman) kamen zwei Menschen ums Leben. Dort war ein Container-Haus weggeschwemmt worden, in dem eine Familie untergebracht war. Einsatzkräfte suchten weiter nach zwei Vermissten. Ein weiterer Toter war bereits am Abend im ezidischen Kerngebiet Şengal in Südkurdistan (Nordwestirak) gemeldet worden.

Am Dienstag und Mittwoch hatte Starkregen in mehreren Orten auf türkischem und syrischem Staatsgebiet zu Überschwemmungen geführt. Die Katastrophe trifft auf eine Region, die erst vor fünf Wochen von einer schweren Erdbeben-Serie erschüttert worden war. Hunderttausend Menschen in der Region sind zurzeit obdachlos und in Notunterkünften untergekommen. Neben zahlreichen Straßen und Häusern haben die Regenmassen auch Notunterkünfte geflutet. In Iskenderun in der arabisch-alawitisch geprägten Provinz Hatay drang Wasser etwa in Zelte ein. Auch in der nordkurdischen Provinz Amed (Diyarbakır) kam es zu Überschwemmungen. Im ezidischen Kerngebiet Şengal im Nordirak ist ein 18-Jähriger ertrunken.

Zwei Kinder in Rojava gestorben

Wie die Behörden in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien (AANES) nun melden, ist es auch dort zu Todesfällen gekommen. In Kobanê, das direkt gegenüber von Riha liegt, wurde ein dreijähriges Kind im westlich des Kantons gelegenen Viertel Botan von den Fluten mitgerissen. Bei Hesekê ist ein Vierzehnjähriger in einem Hügeldorf auf dem etwa 40 Kilometer westlich der Stadt gelegenen Kizwan-Berg (Çiyayê Evdilêzîz) gestorben.

Von dem Starkregen sind auch diverse Geflüchteten-Camps und informelle Flüchtlingssiedlungen betroffen, wie das von der AANES betriebene Lager Tell Samin bei Raqqa. Dort sind einige tausend Vertriebene aus Girê Spî (Tall Abyad) untergebracht | Foto: ANHA


Wichtige Infrastruktur zerstört

Betroffen von den starken Regenfällen in der AANES sind auch Regionen wie Raqqa und Deir ez-Zor. Besonders stark traf es die Verkehrs-Infrastruktur. Viele Straßen sind nach den Überschwemmungen beschädigt und gesperrt, darunter die wichtigen Verbindungswege zwischen Raqqa und Deir ez-Zor sowie Raqqa und Hesekê. Das Unwetter ließ auch den Euphrat-Fluss anschwellen. Die Al-Shaher-Brücke im Osten von Raqqa ist wegen Hochwasser zusammengebrochen, andere Überführungen in der Region liefen voll Wasser. Vor allem im ländlichen Gebiet von Raqqa und Deir ez-Zor hat der Starkregen mehrere Abwasserkanäle und Kläranlagen zum Überlaufen gebracht. Auch in der Landwirtschaft haben die Überschwemmungen zu massiven Schäden geführt, wie der Zivilrat von Raqqa meldete.

Weitere Regenmassen befürchtet

Für die nächsten zwei Tage rechnen die Wetterdienste in beiden Ländern mit weiteren heftigen Regenfällen. Behörden warnen Anwohnende vor weiteren Stürmen und Überschwemmungen.