Der türkische Staat benutzt den Staudammbau systematisch als Kriegswaffe. In der Zap-Schlucht in der nordkurdischen Widerstandsprovinz Colemêrg (tr. Hakkari) soll nun ein weiterer Staudamm gebaut werden. In den Jahren 2020–21 wurden vom Regime bereits drei Staudämme und mehrere Wasserkraftwerke in der Schlucht errichtet.
Die türkische Regierung gab nun bekannt, einen weiteren Staudamm in der Zap-Schlucht errichten zu wollen. Der Staudamm soll die Verbindungen zwischen Colemêrg, Gever (tr. Yüksekova) und Çelê (tr. Çukurca) unterbrechen und würde große Flächen unberührter Natur mit vielen endemischen Arten vernichten. Gleichzeitig wären Tausende gezwungen, ihre Dörfer zu verlassen, weil diese unter Wasser gesetzt werden oder die Landwirtschaft nicht mehr möglich sein würde.
„Dämme der Angst des Staates“
Die Menschen in der Region Colemêrg sind wütend. Ihnen ist klar, dass diese Staudämme der Region nichts bringen und bezeichnen sie als „Angstdämme des Staates“. Sie spielen damit darauf an, dass der Staat ganze Regionen unter Wasser setzt, um den Bewegungsraum der Guerilla in der Region einzuschränken. Seit den 90er Jahren setzt die türkische Regierung in vielen Regionen große Staudammprojekte im Kampf gegen die kurdische Freiheitsbewegung ein. So wurde der historische Ort Heskîf (tr. Hasankeyf) in der Provinz Êlih (tr. Batman) vollkommen durch den Illisu-Staudamm vernichtet und die Natur in Dersim durch eine ganze Serie von Staudämmen zerstört. Die Staudämme am Euphrat und Tigris dienen aber auch dazu, die Nachbarstaaten zu erpressen. So dreht die türkische Regierung regelmäßig Rojava und Syrien sowie dem Irak und Südkurdistan de facto „das Wasser ab“, um politische Resultate zu erzeugen.