Umweltzerstörung in Colemêrg und Wan

Der Vorsitzende des Denkmalschutzvereins ÇEV-DER, Ali Kalçık, berichtet von systematischer Umweltzerstörung durch Bergbauunternehmen und Staudämme in den nordkurdischen Provinzen Colemêrg und Wan.

Die nordkurdischen Provinzen Colemêrg (tr. Hakkari) und Wan sind Schwerpunkte des türkischen Spezialkriegs. Durch Staudammprojekte werden viele Täler aus militärstrategischen Gründen geflutet. Gleichzeitig wird die Natur kolonial vom türkischen Staat und seinen Profiteuren, aber auch internationalen Konzernen ausgebeutet.

Deutsche Unternehmen am Bergbau beteiligt

Über diese Situation äußert sich im ANF-Gespräch Ali Kalçık, Vorsitzender des Denkmalschutzvereins ÇEV-DER in Wan. Kalçık berichtet, dass in Colemêrg Unternehmen aus über sechzig Ländern, darunter den USA, Kanada, Frankreich und Deutschland, am Bergbau beteiligt seien. Dabei werde Land der Landbevölkerung okkupiert und den Firmen zur Verfügung gestellt. „Die Dorfbewohner dürfen nicht einmal die Gebiete betreten, in denen die Minen errichtet werden. Und das, obwohl sie die Besitzer der Grundstücke sind“, erklärt Kalçık. „Das ist einfach nur Unrecht. Durch den Bergbau wird die Schönheit der Natur und der Lebensraum der Tiere vernichtet. Der Schutt und das Abwasser aus den Minen werden in den Fluss Zap gekippt. Dadurch wird der Fluss vergiftet. Jedes Jahr finden neue Ausschreibungen statt und es werden diesen Unternehmen weitere Gebiete zur Verfügung gestellt. Immer neue Orte werden den Unternehmen überlassen und sie werden zerstört. Das ist einfach nur schrecklich. Nicht nur das Leben der Menschen, alle Lebensformen sind bedroht. An den Bergen Cilo, Sümbül und Meskan gibt es eine regelrechte Verwüstung. Die Berge werden durchlöchert und es werden Tunnellabyrinthe errichtet, in die sogar Lastwagen fahren können. Das Zap-Tal und sein Wasser werden durch die Minen verschmutzt. Als ÇEV-DER solidarisieren wir uns mit den zivilgesellschaftlichen Organisationen in Colemêrg. Wir werden diesbezüglich klagen. Wir appellieren auch an die Umweltverbände in der Region sowie in der ganzen Türkei. Wir wollen, dass sie sich gegen dieses Grauen stellen.“

Marmor-Steinbruch in Zîlan-Schlucht

Die Zîlan-Schlucht in der Provinz Wan ist ebenfalls akut bedroht. Der historische Ort des Zîlan-Massakers, die Zîlan-Schlucht mit ihrer einmaligen Natur, wurde in den letzten Jahren bereits mit einer Vielzahl von Staudämmen massiv zerstört. Nun werde der Natur durch einen Marmorsteinbruch der Todesstoß versetzt, sagt Kalçık: „Wir haben Untersuchungen in der Zîlan-Schlucht angestellt. Wir beobachten auch die Fertigstellung der Staudammprojekte. Wir haben in Bezug darauf geklagt, das Verfahren läuft. Bei unseren Untersuchungen stellten wir die Zerstörung der Umwelt durch einen Marmorsteinbruch fest. Wir haben insbesondere festgestellt, dass dort die endemische Perlbarbe durch den Marmorsteinbruch akut vom Aussterben bedroht ist. Der Marmorsteinbruch stellt eine große Bedrohung für die Zukunft der in der Region endemischen Lebensformen dar. Auch Agraringenieure und Rechtsanwälte beteiligten sich an den Untersuchungen, die wir dort durchgeführt haben. Für die Zukunft des Lebens in der Region muss dieser Marmorsteinbruch sofort geschlossen werden."