Seit Frühjahrsbeginn finden in der nordkurdischen Provinz Mûş bereits intensive Waldrodungen statt. Betroffen von der Naturzerstörung ist die Region Şenyayla, die bis letztes Jahr noch zu Pasûr (tr. Kulp) gehörte und damit innerhalb der Provinzgrenzen von Amed (Diyarbakır) lag. Im März 2021 ließ Staatschef Recep Tayyip Erdoğan die Region per Dekret von Pasûr abtrennen. Seitdem ist Şenyayla Teil von Mûş.
Vor zwei Monaten hatte die türkische Armee eine breite Schneise in die bergige Region schlagen lassen. In Windeseile wurde eine Militärstraße errichtet. Nun hat der Bau eines Stützpunkts mit mehreren Außenposten und eines Reviers für die Gendarmerie begonnen. Die dafür abgeschlagenen Bäume werden im Hişk-Tal gesammelt, wo eine Vielzahl getarnter LKW bereitstehen. Die Fahrzeuge tranportieren das Holz in verschiedene Provinzen, wo es profitbringend verkauft wird.
Als Handlanger für das Umweltmassaker in Mûş dürften dem Militär die sogenannten Dorfschützer dienen. Bereits 2020, als Şenyayla noch zu Pasûr gehörte, hatte ein in der Region ansässiger paramilitärischer Verband im Auftrag der türkischen Armee rund tausend Eichen auf einer bewaldeten Fläche am Rande von militärischem Sperrgebiet abgeholzt. Auch in weiteren Provinzen, vor allem in Şirnex (Şırnak), bedient sich die Armee den Dorfschützern bei der Rodung von Waldbeständen für den Ausbau ihrer militärischen Infrastruktur in Kurdistan.