In der als Verbindungsglied zwischen den kurdischen Provinzen Şirnex und Sêrt (tr. Şırnak-Siirt) gelegenen Besta-Region soll eine weitere Schneise in den Mischwald geschlagen werden, um Platz für ein neues „Kalekol“ zu schaffen. Der anvisierte Baumbestand befindet sich hauptsächlich auf Privatgrundstücken in dem aus militärischer Sicht strategischen Gebiet Mêrgamor. Die türkische Armee setzt die Eigentümer:innen unter Druck, die Fläche selbst zu roden – andernfalls würde der Dorfschützerverband aus der Gemeinde Sêgirkê (Şenoba) ausrücken. Die paramilitärische Familienorganisation steht seit Jahren im Sold des türkischen Staates und ist mitverantwortlich für die Naturzerstörung in Şirnex.
Hunderte Bäume sind in Mêrgamor bereits für das geplante Kalekol, eine zur Festung ausgebaute Militärwache, gefällt worden. Nach Angaben von Quellen aus der Region stehen eine Vielzahl von LKW bereit, um das abgeschlagene Holz abzutransportieren. Die Bewohner:innen des betroffenen Gebiets sind gegen die Rodung. Denn wie viele andere Menschen der kurdischen Gesellschaft verehren auch sie Bäume als heilig. Wälder sind existenziell, um unser Klima zu schützen. Hinzu kommt, dass mit den Baummassakern auch der Lebensraum zahlreicher Tiere zerstört wird.
Teils massive Truppenkonzentrationen in Besta und dem näheren Umland deuten zudem darauf hin, dass im Grenzgebiet zwischen Şirnex und Sêrt eine weitere Großoperation gegen die kurdische Guerilla unmittelbar bevorsteht. Seit März laufen in einigen Teilen Nordkurdistans bereits die traditionellen „Frühlingsoperationen“ der türkischen Armee, an denen neben oftmals tausenden Soldaten und Angehörigen paramilitärischer Spezialeinheiten auch die Luftwaffe beteiligt ist. In früheren Jahren war der Übergang der Guerilla vom Winter zum Frühling eher ein Nachteil. Doch mittlerweile werden bei den Frühlingsoperationen kaum noch nennenswerten Ergebnisse erzielt, da die Guerilla ihre Aktionsphase schon im Vorfeld einleitet.