In der nordkurdischen Provinz Çewlîg (tr. Bingöl) steht ein riesiges Waldgebiet im Landkreis Dara Hênê (Genç) in Flammen. Der bereits am Freitagmittag im Umland der Gendarmerie-Wache Suveren ausgebrochene Brand hatte bald darauf die Dörfer Gaz (Güzeldere), Şêxismal (Dedebağı) und Xodan (Çamlıyurt) erreicht und bedroht inzwischen mindestens zwölf weitere Siedlungsgebiete in der Region. Das Gebiet Koya Spî ist von den Flammen bereits verschlungen worden. Die Anwohner:innen sind mit der Brandbekämpfung völlig überfordert, eine angemessene Hilfe von Seiten der Behörden ist nicht in Sicht.
Zwar rückten am Freitag die Feuerwehr und der Zivilschutz gegen den bisher schlimmsten Waldbrand dieses Jahres in Çewlîg vor – auch ein Löschhubschrauber aus Adana wurde eingesetzt. Durch die Fehlleitung der lokalen Direktion für Forstwirtschaft und ungünstigen Wind ließen sich die Flammen aber nicht effektiv bekämpfen, erklären die Bewohner:innen von Gaz. Dort sind ganze Tierherden bereits verendet, in Koya Spî sind vermutlich tausende Lebewesen und Bäume verbrannt.
Die betroffene Bevölkerung versuchen seit Tagen, die Flammen mit Zweigen und Ästen auszuschlagen
Das türkische Gouverneursamt ließ derweil verlauten, dass fünf Löschfahrzeuge und 25 Mitarbeiter am Brandherd im Einsatz seien. „Viel zu wenig“, sagen die Menschen vor Ort. Einen Waldbrand in dieser Größenordnung könnten gerade mal zwei Dutzend Feuerwehrleute unmöglich löschen, immerhin sind mindestens 15 Dörfer akut bedroht. Hinweise auf mögliche Verletzte gebe es derzeit nicht.
HDP-Politiker: Machenschaften von Bergbauunternehmen und Bodenspekulanten
Zur Brandursache liegen ebenfalls keine Informationen vor. Viele Menschen in Dara Hênê gehen von Brandstiftung durch das türkische Militär aus. Waldbrände in Kurdistan sind seit jeher Teil der Kriegsführung, die kurdische Umweltgerechtigkeitsbewegung spricht deshalb von einem „ökologischen Vernichtungsfeldzug“. Der HDP-Abgeordnete Erdal Aydemir, der selbst in Çewlîg geboren wurde, führt den Waldbrand auf die Machenschaften von Bergbauunternehmen und Bodenspekulanten zurück. Am 11. Juni hatte es im selben Gebiet schon einmal gebrannt. Das Feuer war aber binnen kurzer Zeit gelöscht worden.