Vor „Big Jump Challenge“: Aktivitätsverbot am Tigris

Einen Tag vor der „Big Jump Challenge“ ist in Heskîf eine Genehmigungspflicht für alle Aktivitäten eingeführt worden. Die Maßnahme betrifft auch den geplanten Sprung in den Tigris, mit dem die Einstellung des Ilisu-Projekts gefordert werden soll.

Einen Tag vor der „Big Jump Challenge“ ist im nordkurdischen Heskîf (Hasankeyf, Provinz Êlih/Batman) eine Genehmigungspflicht für öffentliche Aktivitäten eingeführt worden. Die Maßnahme des Landratamtes betrifft insbesondere den für morgen geplanten „großen Sprung” in den Tigris, mit dem die sofortige Einstellung des Ilisu-Staudammprojekts gefordert werden soll.

Seit 2005 springen jedes Jahr am zweiten Sonntag im Juli Menschen in Europa und anderswo in Flüsse und Seen, um ein Zeichen für Gewässerschutz zu setzen. Die „Initiative zur Rettung von Hasankeyf” hatte in diesem Jahr dazu aufgerufen, am 14. Juli nach Heskîf an den Tigris zu kommen. Nach dem Willen der türkischen Regierung soll die 12.000 Jahre alte Kulturstätte für das auf 50 Jahre Betriebsdauer angelegte Ilisu-Wasserkraftwerk, eines der weltweit umstrittensten Talsperrenprojekte, untergehen.

Mit dem Aktivitätsverbot in Heskîf ist das Baden in öffentlich zugänglichen Flüssen und Seen bis zum 26. Juli ohne schriftliche Genehmigung des Landratsamtes verboten. Laut Behörde diene die Maßnahme der „Prävention vor Ertrinken, Ruhe und Sicherheit innerhalb der Kreisgrenzen und der Kriminalprävention”. Die Verbotsverfügung betrifft auch öffentliche Kundgebungen und Demonstrationen, den Aufbau von Ständen und Zelten, die Durchführung von Sitzstreiks oder Gedenkveranstaltungen, das Verteilen von Flugblättern und das Aufhängen von Transparenten oder Plakaten.

Heskîf

Die Kulturstätte Heskîf auf dem Gebiet des antiken Mesopotamiens, deren Wurzeln bis in die Bronzezeit reicht, ist ein einmaliger Ort der Menschheitsgeschichte: 20 östliche und westliche Kulturen haben hier ihre Spuren hinterlassen. 5.500 Höhlen, hunderte bisher entdeckte Monumente und eine faszinierende Verwobenheit mit Felsen und dem Tigris geben dem Ort globale Bedeutung. Nach Meinung von Experten erfüllen Heskîf und das umliegende Tal des Tigris - eines der letzten erhaltenen großen Flussökosysteme in der Türkei - neun von zehn Kriterien für eine Eintragung als UNESCO-Weltkulturerbe, und bildet die Lebensgrundlage für bis zu 100.000 Menschen.