Ulmer Waldbesetzer wieder da

Der Ulmer Eichenwald bei der Uniklinik soll einem Bettenhaus weichen. In der Nacht zum Dienstag besetzten Klimaaktivist:innen erneut zum Schutz der Bäume den Eichenwald.

Als Klimaaktivist:innen im Februar dieses Jahres Markierungen an den mehr als 150 Jahre alten mächtigen Eichen und anderen vitalen Bäumen im Erholungswald bei der Ulmer Uniklinik entdeckten, die auf eine baldige Rodung hindeuteten, war für sie sofort klar: „Es ist falsch, ohne demokratischen Diskurs Fakten zu schaffen und Eichen zu fällen, die um Vielfaches älter sind als man selbst", so Charlie Kiehne. Nach dem Vorbild der erfolgreichen Besetzung im Hambacher Wald bauten sie im Eichenwald provisorische Baumhäuser. „Mit Erfolg: Bis zum Ende der Rodungssaison Ende Februar (die Vogelbrutzeit zwischen März und September ist gesetzlich besonders geschützt) blieb der Wald erhalten und, unter anderem mit Berichten im SWR, entwickelte sich eine öffentliche Diskussion um die Rodungspläne der Stadt“, resümierten die Klimaaktivist:innen und pausierten die Waldbesetzung.

Als mit dem 1. Oktober die neue Rodungssaison begann und die Stadt an ihrem „Klimahöllenplan", wie die Aktivist:innen das umstrittene Vorhaben nennen, festhielt, sind die Klimaaktivist:innen nun zurück: In der Nacht von Montag auf Dienstag besetzten sie erneut den Ulmer Eichenwald. Sie protestieren aus ihren Baumhäusern für den Erhalt des Eichenwalds und für Flächenentsiegelung im Allgemeinen und sind fest entschlossen, die Rodung so lange hinauszuzögern, dass Gerichte wie beim Hambacher Forst genügend Zeit hatten, sich mit dem Plan zu beschäftigten. Dort urteilte das Gericht sechs Jahre nach Besetzungsbeginn, dass die von der Regierung angestrebte Rodung rechtswidrig war.

Und dieses Mal hat Charlie Kiehne Verstärkung dabei, wie sie sagt: „Bei unserer Erstbesetzung im Februar meldeten sich zahlreiche Anwohner:innen, die ebenfalls den Eichenwald beschützen möchten. Die sind nun unterstützend dabei. Manche von ihnen lernten sogar bei uns klettern und besetzen in den kommenden Tagen und Monaten tatkräftig mit."

Hintergrund der Rodungspläne

Der Hintergrund der Rodungspläne ist ein Bettenhaus, das wegen Renovierung anderer Gebäudeteile des Universitätsklinikums errichtet werden soll. Frühere Pläne sahen einen Erhalt des Walds und den Bettenhausbau auf dem kaum benutzten Parkplatz nebenan vor. Die Aktivist:innen kritisieren, dass öffentlich nicht nachvollziehbar ist, in welchen Schritten diese Pläne zum jetzigen Rodungsplan verändert wurden. Mehrere der entschiedenen Sitzungen sind im Bürgerinformationssystem der Stadt Ulm gar nicht verzeichnet oder fanden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Die Klimaktivist:innen laden am heutigen Dienstag um 14:00 Uhr zu einer Pressekonferenz direkt in der Waldbesetzung ein. Weitere Informationen sind auch auf der Internetseite https://www.ulmer-uniwald-bleibt.de/ zu bekommen.