Die andauernden Militäraktionen der Türkei in Südkurdistan sorgen für Zerstörung, Hunger und Flucht, warnt die Ministerin für Landwirtschaft und Wasserressourcen der Kurdistan-Region Irak (KRI), Begard Talabani. In dem seit zweieinhalb Monaten währenden Angriffskrieg verursachten die Luft- und Bodenangriffe der türkischen Armee nicht nur schwere Schäden an Natur und Umwelt, sondern ließen gleichermaßen die Anbauflächen der Zivilbevölkerung schrumpfen. Eine Landnutzung sei kaum noch möglich, äußerte die YNK-Politikerin am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur RojNews.
Seit Beginn der Besatzungsoffensive am 23. April sind bereits dutzende Dörfer im Raum Dihok, insbesondere in der Behdînan-Region entvölkert worden. Tausende Menschen waren gezwungen, ihre Lebensräume zu verlassen. Laut Talabani hätten die Angriffe des türkischen Militärs faktisch zu einem Stillstand der Agrarwirtschaft in der Region geführt. Anbauflächen, Weinberge und Gärten der Bevölkerung seien entweder beschädigt oder vollständig zerstört worden. Aber auch in den bislang von den Bombardements verschonten Gebieten sei an Pflege der Felder oder Ernte kaum zu denken.
„Wir haben unsere Besorgnis bezüglich der Lage der Bevölkerung sowie unsere unmissverständlich ablehnende Haltung gegenüber den türkischen Militäraktionen bei der Regionalregierung und der Zentralregierung in Bagdad zur Sprache gebracht“, so Talabani. Das irakische Ministerium für Landwirtschaft sei eindringlich darüber in Kenntnis gesetzt worden, dass die Türkei durch Rodungsarbeiten zum Ausbau der militärischen Infrastruktur im Grenzgebiet und Bombardierungen von Anbauflächen der Region großen Schaden und Zerstörung zugefügt habe, so die Politikerin. „Es handelt sich hierbei um Verletzungen der irakischen Souveränität. Deshalb muss sich Bagdad intensiv für ein Ende der Angriffe und eine Lösung der Konflikte bemühen”, so Talabani.
Für die Zivilbevölkerung in den angegriffenen Regionen fordert die Ministerin Schadenersatz von Ankara. Die irakische Regierung müsse rechtliche Schritte einleiten, um von der Türkei Entschädigungszahlungen für die Betroffenen einzufordern. „Es sind unschuldige Bauern, die durch türkische Militäraktionen ihre einzige Lebensgrundlage verlieren. Sie erleiden sehr hohe materielle, aber auch ideelle Schäden. Sie müssen unterstützt werden”, fordert Talabani.