In der demokratischen Moderne hört die Wirtschaft auf, ein Bereich zu sein, in dem auf Profite spekuliert wird. Durch die Kommunalisierung von Land und das Aneignen der Produktionsmittel durch die Gesellschaft gelangt die Wirtschaft zurück in die Hand der Menschen. Die kommunale Wirtschaft, welche auf ökologischer Industrie und Kooperativen basiert, stellt die wirtschaftliche Grundlage des demokratischen Konföderalismus dar. In Kurdistan ist der Aufbau von Kooperativen Teil des gesellschaftlichen Aufbaus und führt zu einer Wirtschaft, welche die Grundbedürfnisse der Menschen versorgt und der kapitalistische Profitlogik entgegensteht.
Am Sonntag haben sich 35 Internationalist:innen aus der ganzen BRD auf dem besetzten Acker in Neu-Eichenberg getroffen, um über den Aufbau von Kooperativen als revolutionäre Strategie zu sprechen. Grundlage der Diskussion bildete die Broschüre „Kooperativen und Revolution“, in welcher Heval Zinar, ein Internationalist in Rojava, von seinen Erfahrungen berichtet, die er im Wirtschaftskomitee der Revolution in Nord- und Ostsyrien sammeln konnte. Eingeladen hatte das Ökologie-Komitee der Initiative des Demokratischen Konförderalismus (IDK), welche zu dem Aufbau einer geschlechterbefreiten, basisdemokratischen, ökologischen Gesellschaft beitragen möchte. Am Vormittag wurden über die ursprüngliche Bedeutung der Wirtschaft sowie die ökologische Industrie für die Gesellschaft gesprochen und anhand der Erfahrungen aus Nord- und Ostsyrien verdeutlicht, wie Kooperativen das Gemeinschaftsgefühl einer vielfältigen Gesellschaft stärken und die Selbstversorgung der Menschen wiederherstellen können. Gerade für FLINT*-Personen ist das autonome Wirtschaften in Kooperativen eine Strategie, ihre Selbstbestimmung zu stärken und ihre Perspektive in die Gesellschaft zu tragen.
Kooperativenaufbau in Europa
Nach den ideologischen Vorträgen wurde der Fokus auf die Situation in Europa gelenkt. In einem Vortrag zur Geschichte von kooperativer Wirtschaft in Europa wurden die Probleme klarer, mit denen der Aufbau von Kooperativen hier konfrontiert ist. Gerade hier, in einem der Zentren der kapitalistischen Moderne, führen diese Probleme seit dem demokratischen Aufschwung der 68‘er Bewegung zu einer Assimilierung von kooperativen Prinzipien in die kapitalistische Verwertungslogik. Projekte, die sich ihre Werte bewahren konnten, wurden oft marginalisiert oder sind zu individualisierten Kleinstprojekten geschrumpft, ohne revolutionäre Perspektive.
Die Teilnehmer:innen diskutierten über die Fallen, die die kapitalistische Moderne für demokratische Projekte bereit hält, und fingen an Lösungsansätze zu formulieren. Diese Diskussionen stehen erst am Anfang. Doch gerade die Angebundenheit an die lokale Gesellschaft und an eine ganzheitliche Bewegung wurde als unbedingt notwendig für den Aufbau eines Kooperativennetz betrachtet.
Kämpfe verbinden
Im Anschluss an die Veranstaltung schickten die Teilnehmer:innen solidarische Grüße an die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die letzte Woche eine Aktionswoche organisierte. Die AbL ist die größte Opposition zum Deutschen Bauernverband, der viel zu oft die Interessen der industriellen Landwirtschaft vertritt, und setzt sich für Saatgutsouveränität und die Interessen der Kleinbäuer:innen ein. Die Teilnehmer:innen der Veranstaltung schlossen sich der Forderung an, dass Land entprivatisiert und in die Hände derer gehört, die es bewirtschaften. Jeder Hof zählt bei dem Aufbau einer kommunalen klimafreundlichen Wirtschaft.