Der Aufbau kollektiver Produktionsstrukturen entwickelte sich während der Revolution in Rojava zusammen mit den wirtschaftsdemokratischen Ansätzen der Verbindung von Basisrat und Kooperative. Die selbstverwalteten Gebiete in Nord- und Ostsyrien haben mithilfe ihrer Kooperativen trotz Krieg und Embargo hunderttausende Flüchtlinge neben der eigenen Bevölkerung versorgen können. Mit der Verschärfung der ökonomischen Krise in Syrien entwickeln die Menschen der Region die kollektive Produktion weiter. In den Städten dient alles als landwirtschaftliche Fläche. So ist es nicht verwunderlich, anstatt Blumen Salatköpfe in Parks oder vor Verwaltungsgebäuden zu sehen.
Eine dieser Kooperativen legte Rami al-Nayif (38) in seinem Garten in Qamişlo an. Er ist 2017 aus der damals vom IS besetzten Region Deir ez-Zor als Binnenflüchtling nach Qamişlo gekommen. Gemeinsam mit seinen Nachbarinnen und Nachbarn bepflanzt er den Garten mit Gemüse. Die landwirtschaftlichen Produkte wie Okra und Petersilie werden untereinander aufgeteilt. Der Garten des Hauses ist zu einem kleinen landwirtschaftlichen Produktionszentrum geworden.
Ausgangsperre als Gelegenheit
Rami berichtet, dass sie die Ausgangssperre während der Corona-Krise nutzen konnten, um ihren Anbau zu erweitern. Es seien mehrere Beete mit Gurken, Tomaten, Kürbissen, Melonen, Auberginen, Mais, Bohnen und Peperoni angelegt worden. Die Ernte werde untereinander geteilt.
„Wir müssen die Schwierigkeiten zusammen überwinden“
Die Produkte sollen auch bedürftigen Familien zukommen, berichtet Rami: „Wir erleben gerade eine schwere Zeit. Aber wir müssen diese schweren Tage überwinden. Wenn wir uns nicht selbst helfen, dann hilft uns keiner. Araber, Kurden, wir alle leben hier ohne Unterschied beieinander. In guten wie in schlechten Zeiten.“