Das Aktionsbündnis des Passauer Klimacamps hat am Freitag ein neues Baumhaus bezogen. Die Klimagerechtigkeitsaktivist:innen wollen solange protestieren, bis ihre Forderungen an die Stadt und den Landkreis umgesetzt werden. Das inzwischen dritte Baumhaus des Klimacamps Passau liegt neben dem Waisenhaus am Inn.
Zwei Mal in dieser Woche hatten die Aktivist:innen bereits in Passau Bäume besetzt. Ihre zentralen Forderungen lauten: Klimaschutz sofort, Nordtangente verhindern, Mobilitätswende für eine lebenswerte Stadt, Wald statt Asphalt und Klimagerechtigkeit. Das an der Innpromenade errichtete erste Camp des Bündnisses war am Montag bereits kurz nach dem Einzug der Aktivist:innen von einem Sondereinsatzkommando (SEK) der Polizei geräumt worden. Am Mittwoch baute die Gruppe dann an der Ortsspitze zwei neue Baumhäuser. Die Stadt zeigte sich „besorgt“ und bat die Beteiligten, auf einen anderen Baum umzuziehen.
„Uns verwunderte, dass die Stadt den rechtswidrigen SEK-Einsatz am Montag damit begründete, dass es sich bei dem Baum um ein Naturdenkmal handele, aber kein Problem damit hat, andere Bäume für Schnapsideen zu fällen, etwa für eine Hochwasserschutzmauer oder ein Gewerbegebiet im Jägerholz“, kommentiert Juliane Diehl (20) in einer Mitteilung des Passauer Aktionsbündnisses. „Dabei wollen wir gerade diese Denkmäler und das Klima schützen.“
Die Forderungen der Aktivist:innen © Klimacamp Passau
Klimacamp als Anlaufpunkt für Klimaschutz in Passau
Statt mit der Stadt über den Versammlungsort zu diskutieren, bevorzugen die Klimaschützer:innen nun, über Klimaschutz zu sprechen. Dazu soll es in den kommenden Tagen öffentliche Gespräche geben. „Das Klimacamp soll ein Anlaufpunkt für Klimaschutz in Passau sein, denn das Rathaus und das Landratsamt sind es bisher leider nicht. Alle Lokalpolitiker:innen sind herzlich willkommen, vorbeizukommen und mit uns über unsere Forderungen zu sprechen“, erklärt Mirjam Herrmann (23). Für das Programm seien unter anderem Workshops rund um Klimaaktivismus geplant, um mehr Bürger:innen zu ermächtigen, selbst direkten Widerstand gegen die Klimazerstörungspläne von Stadt und Landkreis leisten zu können, sowie öffentliche Diskussionen mit Bürger:innen über die Forderungen. Genauere Details dazu will das Bündnis noch veröffentlichen.
„Wir setzen uns für unsere Grundrechte ein“
„Wir haben einen langen Atem; das haben wir in den letzten Tagen bewiesen. Unser Einsatz für eine lebenswerte Zukunft für alle Menschen geht länger als nur eine Woche. Weder der Landrat noch der Bürgermeister können unseren Protest aussitzen. Wir lassen uns von ihnen nicht einen unbewohnbaren Planeten aufzwingen. Wir setzen uns für unsere Grundrechte ein“, erklärt Kim Schulz (24). Dabei freuen sich die Aktivist:innen, dass sie bisher so viel Unterstützung für ihre Forderungen und die Aktion bekommen haben. „Wir sind von der Solidarität der Passauer*innen überwältigt. Viele hatten nicht erwartet, dass die Stadt so heftig gegen Klimaaktivist:innen vorgeht. Stattdessen wünschen sie sich endlich konsequenten Klimaschutz, Klimagerechtigkeit und eine Mobilitätswende mit weniger Autoverkehr“, so Schulz.