In Geliyê Zîlan, dem Zîlan-Tal in Erdîş (Erciş), einem Landkreis in der Provinz Wan (Van), werden derzeit vier Wasserkraftanlagen gebaut. Damit würden unzählige Massengräber mit den Überresten tausender Menschen, die 1930 beim Zîlan-Massaker getötet wurden, in Stauseen verschwinden. Das Zîlan-Tal ist auch ein Ort, an dem viele endemische Pflanzen und Tiere heimisch sind. Fauna und Flora sind von den Staudammprojekten bedroht. Außerdem werden mit dem steigenden Wasserstand tausende Menschen aus ihren Dörfern vertrieben. Das Projekt wurde bereits 2014 begonnen, 2015 allerdings aufgrund einer Klage der Dorfbevölkerung vor Gericht gestoppt. Während der Pandemie wurde damit begonnen, die Bauarbeiten mit Hochdruck fortzusetzen.
„Unsere Zukunft wird vernichtet“
Zur Zeit des Putschisten-Regimes von Kenan Evren sind auf den fruchtbarsten Böden der Region Geliyê Zîlan Hunderte kirgisische Türk*innen angesiedelt worden. Das faschistische Regime zielte mit dieser Maßnahme darauf ab, die Demografie in der nordkurdischen Provinz Wan zu verändern. Die kirgisischen Siedler wurden daraufhin als Paramilitärs, sogenannte Dorfschützer, gegen die PKK und als Mittel der Repression gegen die kurdische Bevölkerung der Region eingesetzt. Auch diese Bevölkerungsminderheit stellt sich jetzt gegen die Staudämme. Kirgisische Bewohner*innen des Dorfes Ulupamir warnen, dass mit der Zerstörung der Natur im Zîlan-Tal auch ihre Zukunft vernichtet werde. Die Kirgis*innen protestierten direkt auf der Baustelle und weigerten sich, diese zu verlassen. Das türkische Militär bedrohte sie und nach langer Diskussion kehrten die Menschen in ihre Dörfer zurück. Anschließend wurden die Bewohner*innen von Ulupamir in den Militärstützpunkt einbestellt und mit den Worten bedroht: „Ihr rührt die Situation hier auf. Geht, macht nicht noch einmal so etwas. Das ist nicht gut für euch.“