Eine Gruppe von Klimagerechtigkeitsaktivist:innen blockierte unter dem Motto „Heute kein Kies durch Wolfegg” vergangenen Donnerstag die Zufahrt von drei Kiesgruben nahe Wolfegg im Landkreis Ravensburg im Süden Baden-Württembergs, um auf die Gefährdung des öffentlichen Grundwassers und das hohe LKW-Aufkommen in den umliegenden Dörfern durch den Abbau und Export von Kies aufmerksam zu machen. „Die Aktivist:innen saßen in Hängematten, welche an Seilen hingen, die über die Zufahrtsstraßen gespannt waren. Durch diese Konstruktion waren die Klimaaktivist:innen sicher davor, abzustürzen, sofern die Seile nicht beschädigt werden würden. Ein Polizeibeamter durchtrennte aber ein solches Seil, sodass ein:e Aktivist:in aus etwa fünf Metern auf den Boden stürzte und sich dabei eine Fraktur am elften Wirbel zuzog”, gibt die Gruppe in einer Erklärung zu dem Polizeieinsatz bekannt.
„Wir waren uns des Risikos unseres Protests bewusst. Dass aber mutwillig Menschenleben durch die Polizei gefährdet werden würden, hätten wir nie gedacht”, berichtet die 23-jährige Aktivistin Johanna Schubert.
Wir können nicht tatenlos zusehen, wie unsere Lebensgrundlagen zerstört werden
Auch die Person mit der Wirbelfraktur äußerte sich zu der Aktion: „Manchen Menschen stellt sich die Frage: ‚Warum rügen wir illegales Verhalten der Polizei, obwohl wir selbst an den Rand des Erlaubten gehen?‘ Für mich steht fest, dass wir den Kampf für Klimagerechtigkeit, gegen Rassismus und Sexismus als unsere Aufgabe betrachten und als notwendig und wichtig ansehen. Für manche von uns reicht es nicht mehr, auf Demonstrationen zu gehen und dafür medial kaum gehört zu werden. Wir wollen uns dem System in den Weg stellen, das unter anderem unseren Altdorfer Wald vernichten möchte. Die aktuell existierenden Gesetze erhalten aber nur den Status quo, in dem Privatbesitz geschützt und damit Profitinteressen gewahrt werden.
Für uns bedeutet das: Die vorhandenen Normen und Gesetze haben wir nie unterschrieben, wenn wir sie übertreten, wissen wir, was uns blüht. Denn wir können nicht tatenlos zusehen, wie unsere Lebensgrundlagen wie der Wald und das Wasser zerstört und Ungleichheiten stärker werden. Für die Polizei gilt jedoch, dass sie die Gesetze, Regeln dieses Staates und alle Menschen schützen und behüten sollen. So zumindest auf dem Papier. Aber was wir hier an Verhalten der Polizei erlebt haben, ist eine zu verurteilende Gewalt gegen Menschen.
Im Zuge der Räumung des Maulbacher Waldes in Hessen hat sich die Polizei in Maulbach dermaßen unbeliebt gemacht, dass Dorfbewohner:innen ein Buch veröffentlicht haben, in der die dortigen Verstöße aufgezeichnet sind. Es bleibt zu wünschen, dass dies den Menschen in den Gemeinden Wolfegg und Vogt erspart bleibt.”
Wegen des Vorfalls wollen die Aktivist:innen eine Dienstaufsichtsbeschwerde einreichen und Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung erstatten.