In Wilhelmshaven ist am Samstag das erste deutsche Importterminal für Flüssigerdgas (LNG) eröffnet worden. Das Aktionsbündnis „Ende Gelände“ hat aus diesem Anlass massiven Widerstand gegen ein Rollback bei der Nutzung fossiler Energien angekündigt. In Wilhelmshaven gab es bereits eine erste Protestaktion gegen den Ausbau von Infrastruktur für Flüssiggasimporte, in mehreren anderen Städten fanden Solidaritätsaktionen gegen den drohenden Abriss des Dorfes Lützerath am Braunkohletagebau Garzweiler statt. Mit den Protesten will das Bündnis für Klimagerechtigkeit die grundsätzliche Abkehr von den fossilen Energien Öl, Kohle und Gas forcieren.
Brandbeschleuniger der Klimakrise: Gas
„Wir sind mitten in der Klimakrise. Aber statt endlich aus Öl, Kohle und Gas auszusteigen und eine radikale Energie- und Wärmewende einzuleiten, erleben wir ein massives Comeback fossiler Energien“, kritisierte Charly Dietz, Pressesprecherin von Ende Gelände. Dass nun in Wilhelmshaven das erste deutsche Importterminal für Flüssigerdgas eröffnet wurde, sorgt bei Dietz für Wut. „Gas ist ein Brandbeschleuniger der Klimakrise. Zehn weitere Flüssiggas-Terminals sollen folgen und können bis 2043 jährlich mehr Gas nach Deutschland schaffen, als derzeit verbraucht wird. Wir werden uns dem Import von LNG entschieden entgegenstellen. Wer so skrupellos unsere Zukunft verfeuert, muss mit massivem Widerstand der Klimagerechtigkeitsbewegung rechnen.“
In der gesamten LNG-Produktionskette tritt klimaschädliches Methan aus
Bei der Produktion und dem Transport von Flüssiggas entweicht das Treibhausgas Methan in die Atmosphäre, das um ein Vielfaches klimaschädlicher ist als CO2. In ihrer Klimabilanz sind Flüssiggas und Kohle daher vergleichbar. Wissenschaftliche Studien zeigen zudem, dass der Bau von LNG-Terminals Überkapazitäten bei fossilem Gas schafft. Für die Versorgungssicherheit sind demnach weder der Bau von LNG-Terminals noch die Reaktivierung von alten Kohlekraftwerken notwendig. Sie stehen stattdessen im Widerspruch zum schnellen Ausstieg aus fossilen Energien und werden zum Hindernis für die nötige Energiewende.
Forderung: Vergesellschaftung von Energiekonzernen und grundlegender Systemwandel
„Es ist völlig klar, dass hinter dem fossilen Rollback die Profitinteressen der Energiekonzerne stehen“, kommentiert Dina Hamid, Pressesprecherin von Ende Gelände in Nordrhein-Westfalen, die sich derzeit an den Protesten für den Erhalt des von Abbaggerung durch den Konzern RWE und das Land NRW bedrohten Dorf Lützerath beteiligt. Während in der aktuellen Krise viele Menschen nicht mehr wüssten, wie sie ihre Energierechnung bezahlen sollen, machten „RWE und Co.“ auch dieses Jahr wieder Rekordgewinne. „Daher kämpfen wir in Lützerath nicht nur für Klimagerechtigkeit, sondern auch für die Vergesellschaftung von Energiekonzernen und einen grundlegenden Systemwandel. Für uns ist klar: In einem System, in dem Profite und nicht Bedürfnisse zählen, kann es keine soziale Gerechtigkeit geben“, so Hamid.
Massenaktionen gegen Räumung von Lützerath im Januar
Bereits in den vergangenen Jahren hat das Aktionsbündnis Ende Gelände Massenaktionen zivilen Ungehorsams für den sofortigen Gasausstieg durchgeführt. So haben in Brunsbüttel mehrere tausend Menschen das Industriegebiet ChemCoast Park wegen des dort geplante Flüssiggas-Terminals blockiert und in Wilhelmshaven haben Hunderte die Baustelle der Pipeline zum dortigen LNG-Terminal besetzt. Ende Gelände hat sich 2015 gegründet und mit massenhaften Blockaden in Braunkohlerevieren den Diskurs um Kohleausstieg, Klimakrise und Klimagerechtigkeit geprägt. Für Januar hat das Bündnis zu Massenaktionen gegen die Räumung des bedrohten Dorfes Lützerath aufgerufen.