Auf der heutigen Pressekonferenz auf dem System Change-Camp in Hamburg hat Ende Gelände Aktionen des zivilen Ungehorsams für die kommenden Tage angekündigt. Die Proteste des Aktionsbündnisses richten sich gegen die Pläne der Bundesregierung, an der norddeutschen Küste zwölf Terminals für Flüssiggas zu bauen und bis 2043 zu betreiben, um mit diesen Importen Gas aus Russland zu ersetzen. Dabei werde dieses Gas jedoch zum großen Teil durch Fracking gewonnen, einer Methode, die in Deutschland bislang aufgrund ihrer extremen Umweltschädlichkeit verboten ist.
Kapitalistische Verteilungskrise statt Energiekrise
Bereits am Donnerstagmorgen blockierten etwa 50 Klimaaktivist:innen das Haupttor des Düngemittelherstellers Yara, einem Gasgroßverbraucher in Brunsbüttel, an einem der geplanten Terminalstandorte. Charly Dietz, Sprecherin von Ende Gelände, erklärte hierzu:
„Statt an private Haushalte zu appellieren, den Gürtel enger zu schnallen, wie die Bundesregierung es tut, muss jetzt den Großkonzernen der Gashahn zugedreht werden. Wir befinden uns nicht in einer Energiekrise, sondern einer kapitalistischen Verteilungskrise mit dramatischen Folgen für Viele und Gewinnen für einige Wenige! Unser Wirtschaftssystem darf nicht mehr auf die Profitmaximierung abzielen, es muss ein gutes Leben für alle ermöglichen. Wir brauchen eine erneuerbare, dezentrale und demokratische Energieversorgung statt die immer gleichen Scheinlösungen wie neue Flüssiggas-Terminals. Das Einzige, was das verhindert, ist die Macht der Konzerne! Krisenprofiteure in der Energiewirtschaft gehören enteignet, mit ihren Gewinnen muss die längst überfällige Energiewende bezahlt werden."
Aus der eurozentrischen Blase ausbrechen
Auf der Pressekonferenz äußern sich auch internationale Aktivist:innen aus den Abbaugebieten von Fracking-Gas zu den Plänen der Bundesregierung. Esteban Servat, Klimagerechtigkeitsaktivist aus Vaca Muerta in Argentinien, einem großem Abbaugebiet für Frackinggas, erklärte:
„Alle großen europäischen Länder, die sich nobel klingende Klimaziele auf die Fahnen geschrieben haben, tun in Wirklichkeit das genaue Gegenteil: Ihre multinationalen Konzerne sind führend bei der Zerstörung des Planeten, insbesondere im Globalen Süden. Der Großteil der deutschen Öffentlichkeit kennt nicht einmal den Namen des größten fossilen Brennstoffunternehmens des Landes, Wintershall Dea, das einer der größten Landbesitzer für Fracking in Vaca Muerta ist. Das muss sich dringend ändern, wenn die Menschen die Klimakatastrophe noch abwenden wollen. Es ist an der Zeit, dass sich die europäischen Klimabewegungen der Herausforderung stellen und aus der eurozentrischen Blase ausbrechen, um sich mit den Menschen an den Frontlinien der Extraktion auf der anderen Seite der Welt zu verbinden und gemeinsam zu kämpfen, in echter Kameradschaft und Internationalität.“
„Wir sind die Globalisierung des Widerstands“
Juan Pablo Gutiérrez, Aktivist für Klimagerechtigkeit und Menschenrechte aus Kolumbien, ergänzte: „So wie sie uns die Globalisierung von Tod und Gewalt aufgezwungen haben, sind wir hier, um ihnen zu sagen, dass wir die Globalisierung des Widerstands sind.“
Auch regionale Akteur:innen kündigten an, sich den Protesten gegen den Bau von Flüssiggas Terminals anzuschließen. Norbert Pralow, Vertreter des Klimabündnisses gegen LNG, einem Zusammenschluss von verschiedenen Initiativen in Norddeutschland, die sich für den Gasausstieg einsetzen, sagte:
„Gorleben steht für den Atom-Ausstieg, Lüzerath für das Ende der Kohle, der Dannenröder Wald für die Verkehrswende und Wilhelmshaven, Stade oder Brunsbüttel stehen für den Gasausstieg! Wir müssen nicht nur raus aus russischem Gas, sondern aus allen fossilen Energieträgern. Erneuerbare Energien sind die Zukunft.“