Dorfschützer holzen Wälder in Wan ab

Dorfschützer in der nordkurdischen Provinz Wan haben damit begonnen, große Waldflächen abzuholzen. Die Bäume würden die militärische Beobachtung der Stadt und die Funkfrequenzen behindern, heißt es in der Begründung.

Die Natur Kurdistans ist immer wider Ziel der türkischen Kriegspolitik. Große Waldflächen werden niedergebrannt, um Rückzugsorte der Guerilla zu vernichten und die Kontrolle durch das Militär zu verstärken.

In Wan (türk. Van) werden nun große Waldflächen abgeholzt. Dorfschützer, unter der Führung des Paramilitärs Ayhan Kahraman, haben bereits mit der Abholzung in Wan-Şabaniye begonnen. Die Bäume würden das Militär daran hindern, die Stadt zu beobachten und die Funkfrequenzen stören, heißt es in der Begründung für die Umweltzerstörung. Die Soldaten boten den Besitzern der Baumbestände 300 TL (36 Euro) pro Baum an. Anschließend begann die Abholzung tausender Bäume. Die Waldbestände der eigentlich grünen Provinz Wan sind durch die Abholzungen und gelegten Waldbrände akut bedroht.

Was sind Dorfschützer?

Dorfschützer sind paramilitärische Einheiten, die in Kurdistan gegen die Guerilla und regierungskritische Kurd*innen eingesetzt werden. Sie bestehen zu einem beträchtlichen Teil aus Stammesführern, Großgrundbesitzern, Familien und Einzelpersonen, die oft seit Jahrzehnten mit dem Staat zusammenarbeiten und versuchen, in Kurdistan für die Interessen des Staates einzutreten. Ein Teil der Dorfschützer tritt diesem System freiwillig bei, andere werden mit Mord, Verhaftung und Vertreibung bedroht und müssen unter Druck Dorfschützer werden. Millionen von Kurd*innen, die eine Kollaboration abgelehnt haben, mussten entweder flüchten oder sich dem Druck des Militärs und der Dorfschützer beugen. Tausende kurdische Dörfer, die das Dorfschützersystem ablehnten, wurden vom Staat niedergebrannt und dem Erdboden gleichgemacht.