Campen für den Klimakampf
Inzwischen sind auf dem Protestcamp gegen die IAA in München hunderte Aktivist:innen zusammengekommen. Dort wird diskutiert, wie es weiter gehen soll, unter anderem auch im Zelt des Demokratischen Konföderalismus.
Inzwischen sind auf dem Protestcamp gegen die IAA in München hunderte Aktivist:innen zusammengekommen. Dort wird diskutiert, wie es weiter gehen soll, unter anderem auch im Zelt des Demokratischen Konföderalismus.
Seit Anfang der Woche campen auf der Theresienwiese in der Münchner Innenstadt hunderte Klimaaktivist:innen. Grund ist die Internationale Automobilausstellung, kurz IAA, welche in diesem Jahr in München stattfindet. Bereits in den vergangenen Tagen gab es immer wieder Proteste und widerständige Aktionen, darunter die Blockade von mehreren Autobahnen. „Wir stellen uns bei den Protesten nicht gegen Autofahrer:innen, sondern gegen die Autokonzerne“, macht Lou Schmitz, Sprecherin des Bündnisses „No Future For IAA“ klar. Das Bündnis ist eine von mehreren Vernetzungen, die gegen die IAA mobil machen.
Öffentlicher Nahverkehr statt Greenwashing der Autoindustrie
Nach heftigen Protesten und Blockaden gegen die Ausstellung in den letzten Jahren versucht der Verband der Autoindustrie in diesem Jahr verstärkt, Elektromobilität in der Vordergrund zu rücken. „Die machen eine gute Imagekampagne, das muss man ihnen lassen“, kommentiert das Lou. „Aber wirkliche Lösungen für die Klimakrise hat die Automobilindustrie nicht. Sie setzt jetzt auf Elektromobilität, dabei ist klar, dass die für Klima und Umwelt genauso schädlich ist. Bei der Produktion von E-Autos entsteht viel CO2 und für ihren Betrieb wird oft Strom aus fossilen Energieträgern wie Kohle eingesetzt. Außerdem werden für die Herstellung seltene Erden gefördert und die Förderung bedeutet in den jeweiligen Ländern eine schonungslose Ausbeutung von Menschen und Natur.“ Statt die Autoindustrie grün anzustreichen, fordern die Aktivist:innen, soll der Öffentliche Nahverkehr ausgebaut werden und für alle Menschen kostenlos zur Verfügung stehen.
Schikanen gegen das Protestcamp auf der Theresienwiese
Die IAA sorgt in München für einigen Diskussionsstoff: Während viele Münchner:innen davon genervt sind, dass in der Innenstadt viel öffentlicher Raum von der Ausstellung in Beschlag genommen wird, und viele Menschen die Proteste unterstützen, versucht die Stadt München bereits seit Wochen, den Protesten Steine in den Weg zu legen. Das betrifft auch das Protestcamp an der Theresienwiese, dem beispielsweise der Aufbau eines großen Zeltes untersagt wurde. Am Rand des Camps patrouilliert die Polizei, in den vergangenen Tagen wurden auch immer wieder Menschen auf dem Weg ins Camp von der Polizei durchsucht und mitgenommen, beispielsweise eine Aktivistin, die ein Besteckmesser dabei hatte.
Es geht um mehr als kurzfristige Aktionen
In den nächsten Tagen werden die Aktionen gegen die Automobilausstellung weitergehen. Auf Aktionstrainings am Camp erproben Aktivist:innen den Zivilen Ungehorsam. Sie wollen klar machen, dass auch in München kein Platz für die Selbstdarstellung der Autoindustrie ist. Aber es geht in der bayerischen Hauptstadt gerade um mehr als um kurzfristige Aktionen. Denn Protestcamps sind auch immer Orte, an denen Bewegungen kollektives Leben erproben und über Taktiken und Strategien diskutieren. Dabei gibt es auf dem Camp gegen die IAA Differenzen, aber auch Einigkeit in vielen Punkten. Beispielsweise darüber, dass sich die Klimabewegung im Kampf für eine gerechte und nachhaltige Gesellschaft nicht auf die etablierten Parteien stützen kann. Das zeigt nicht zuletzt auch die IAA in München. Dort haben sich alle größeren Parteien, inklusive der SPD und den Grünen, für die Automobilausstellung ausgesprochen.
Was kann die kurdische Befreiungsbewegung zum Klimakampf beitragen?
Wer kann dann Verbündete:r der Klimabewegung werden? Darauf gibt es viele Antworten. Im Zelt für den Demokratischen Konföderalismus, das neben vielen anderen Veranstaltungen auf dem Camp steht, geht es vor allem darum, was die Ideen der kurdischen Freiheitsbewegung zu einer klimagerechten Zukunft beitragen können. Dort, aber auch in anderen Veranstaltungszelten werden immer wieder auch die Verbindungen zwischen Auseinandersetzungen um die Klimakrise und feministischen Kämpfen diskutiert. Daneben diskutieren viele Aktivist:innen auch die Frage, wie Klima- und Arbeiter:innenbewegung zusammenkommen können.
Annäherung zwischen Klimabewegung und Arbeiter:innen
Auch in München gab es diesbezüglich in den letzten Monaten Fortschritte, Klimaaktivist:innen und Angestellte von Bosch demonstrierten gemeinsam gegen die Schließung des Werkes in München, wo derzeit noch Bauteile für Autos hergestellt werden. Die Chefetage begründet die geplante Schließung auch damit, dass das Unternehmen damit auf die Klimakrise reagiere.
Anna Meyer und Max Schneider vom Bündnis „Smash IAA“
„Die Kapitalisten nutzen Klimaschutzmaßnahmen schon jetzt für Entlassungen und Einsparungen“, erklärt Anna Meyer vom Bündnis „Smash IAA“, einem weiteren Bündnis, das die Proteste gegen die IAA mit organisiert. „Sie werden versuchen, die Klimabewegung und die Belegschaften gegeneinander aufzubringen, das müssen wir verhindern“, ergänzt das Max Schneider, der ebenfalls bei „Smash IAA“ aktiv ist. Er betont, dass es wichtig sei, dass Arbeiter:innen und Klimabewegung gemeinsam für einen sozialen und nachhaltigen Umbau der Wirtschaft kämpfen.