Bäume für Öcalan als Symbol für Hoffnung und Freiheit

Abdullah Öcalan wird heute 72 – und überall auf der Welt setzen Menschen 72 Bäume als Symbol für Hoffnung und Freiheit, die an jedem 4. April aufs Neue, voller neuer Lebenskraft erblüht.

Abdullah Öcalan, wichtigster politischer Repräsentant der Kurdinnen und Kurden, wird heute 72 Jahre Jahre alt. Unter der Maxime „Jeder 4. April wird die Hoffnung auf Freiheit aufs Neue erblühen lassen” werden daher in vielen Regionen rund um den Globus 72 Bäume gepflanzt. Die kurdische Gesellschaft begeht seit Jahrzehnten den Geburtstag des Vordenkers ihrer Befreiungsbewegung traditionell mit dem Pflanzen von Bäumen –  als Symbol der Wiedergeburt. Wir berichten über eine kleine Auswahl:

Der Gedenkhain für die internationalistischen Gefallenen der Rojava-Revolution in St. Immer (Saint Imier) im Berner Jura ist nur ein Ort in der Schweiz, an dem aus Anlass des Geburtstags von Öcalan Schösslinge verschiedener Baumarten gesetzt worden sind. Seit bald zwei Jahren gibt es den Hain am Mont Soleil, der von Aktivist*innen des gleichnamigen Schweizer Mont-Soleil-Kollektivs angelegt wurde. Saint Imier ist historisch ein bedeutender Ort, vor allem für die internationale anarchistische Bewegung. Im 19. Jahrhundert war die Region eine Keimzelle der internationalen Arbeiterbewegung und insbesondere der anarchistischen Organisierung. Zeitweise wohnte dort auch der anarchistische Vordenker Michael Bakunin, eine der Schlüsselfiguren des kollektivistischen Anarchismus. Noch heute gibt es in dem Ort starke anarchistische Strukturen und die Idee einer „radikaldemokratischen, geschlechterbefreiten und ökologischen Gesellschaft“ Abdullah Öcalans, wie sie heute in Rojava gelebt wird, findet mit ihrer anarchistischen und kommunalistischen Tradition ihren Widerhall.

Gedenkhain am Mont Soleil

„Gerade deshalb finden wir es besonders wichtig, dass sich Öcalan und die Gefallenen der Rojava-Revolution hier treffen“, sagt Saadet Kuran. Die Aktivistin gehört dem Frauenrat Mizgîn an, der die Baumpflanzaktion am Mont Soleil zusammen mit dem nach Atakan Mahir benannten Kurdischen Rat Bern und dem lokalen Rojava-Komitee initiiert hat. Auch in anderen Regionen der Schweiz gab es heute ähnliche Aktionen, die von den Frauenräten organisiert wurden.

Neue Bäume für Berliner Heilkräutergarten „Hevrin Khalaf“

Auch im „Heilkräutergarten Hevrin Khalaf“ in Berlin wurden Bäume für Öcalan gepflanzt. Beteiligt waren Aktivistinnen des Frauenrats Dest-Dan und Mitglieder des Dachverbands der ezidischen Frauenräte in Deutschland. „Der 4. April ist ein historischer Tag, besonders für uns Frauen. Wir beschränken uns nicht auf Einzelpersonen, sondern bezeichnen dieses Datum symbolisch als die Wiedergeburt des gesamten kurdischen Volkes, des Mittleren Ostens und insbesondere die der Frauen“, erklärte eine Aktivistin.

Den Garten, der nach der kurdischen Politikerin Hevrin Khalaf (auch Hevrîn Xelef ) benannt wurde, befindet sich in Neukölln. Es handelt sich um ein gemeinsames Projekt des Berliner Netzwerks für geflüchtete Frauen* und Kinder Flamingo e.V. und des Frauendorfs Jinwar, das sich bei Dirbesiyê im nordsyrischen Kanton Hesekê befindet. Hevrin Khalaf war die Generalsekretärin der Zukunftspartei Syriens. Am 12. Oktober 2019 wurde sie beim Angriffskrieg gegen Nordsyrien von pro-türkischen Dschihadisten ermordet.

Der Heilkräutergarten „Hevrin Khalaf“ wurde am 20. Oktober 2019 eröffnet

Baumpflanzaktionen in Rojava

In den Autonomiegebieten von Nord- und Ostsyrien werden bereits den zweiten Tag in Folge in allen Städten tausende Schösslinge verschiedener Baumarten an den verschiedensten Orten gesetzt. In Rojava, wo Öcalans Paradigma einer direkten kommunalen Demokratie mit radikaler Ökologie und feministischer Emanzipation praktiziert wird, sind die Menschen überzeugt, dass ökologische Probleme unserer Zeit nur mit einer demokratischen Gesellschaft gelöst werden können. So wird die Revolution von Rojava auch als eine Öko-Revolution bezeichnet.

Dêrik

Qamişlo

Girkê Legê

Tell Brak

Şêxmeqsûd / Aleppo

Camp Serêkaniyê / Hesekê

Dirbesîyê

Şirnex und Mêrdîn

In Nordkurdistan wurden unter anderem in Mêrdîn (tr. Mardin) und Şirnex (Şırnak) Bäume für Öcalan gepflanzt. Die Aktion in Mêrdîn fand im zentralen Bezirk Ertoqî statt, initiiert wurde sie von der Bewegung freier Frauen (TJA), der HDP und ihrer Schwesterpartei DBP sowie der Initiative der Friedensmütter. Nachdem insgesamt 72 Pflanzen in die Erde gesetzt wurden, fand ein Forum statt. Thematisiert wurde bei der Diskussionsrunde die Situation von Abdullah Öcalan sowie der politischen Gefangenen, die sich seit Ende November gruppenweise an einem Hungerstreik gegen die Isolation auf der Gefängnisinsel Imrali und die zerstörerischen Haftbedingungen im türkischen Strafvollzug beteiligen. Es wurde festgestellt, dass die Abschottung Öcalans auf Imrali das größte Hindernis vor der Lösung der kurdischen Frage darstellt und beschlossen, Aktivitäten für die Aufhebung der Isolation auszuweiten.

In Şirnex beteiligte sich wie bereits gestern wieder die HDÜ-Abgeordnete Nuran Imir an einer Baumsetzaktion. Die Politikerin erklärte, dass es sich bei dieser Form des Feierns um eine lieb gewordene Tradition handele, die auch kommende Generationen an die Wurzeln des kurdischen Befreiungskampfes erinnern soll. Wie Öcalan stets zu sagen pflegte: „Großer Patriotismus bedeutet Wiederaufforstung und das Pflanzen von Bäumen.“