In St. Immer (Saint Imier) im Berner Jura ist ein Gedenkhain für die Gefallenen der Rojava-Revolution gepflanzt worden. Initiiert wurde das Projekt am Mont Soleil von Aktivist*innen des gleichnamigen Schweizer Mont-Soleil-Kollektivs. An der Einweihungszeremonie am gestrigen Samstag nahmen neben Dutzenden Internationalist*innen aus verschiedenen Teilen Europas auch die Familien von einigen Gefallenen sowie ihre Weggefährt*innen teil. Das Gebiet mit dem Hain erhielt den Namen „Wald der internationalistischen Gefallenen der Revolution von Rojava“.
St. Immer ist ein historischer Ort für die internationale anarchistische Bewegung. Vor 147 Jahren fand in einem Gasthof in der Region eine Zusammenkunft statt, aus der die erste antiautoritäre Internationale hervorging. Mit von der Partie war damals auch der russische Revolutionär und Philosoph Michael Bakunin.
Revolution von Rojava stärkt die Hoffnung auf eine neue Welt
Die Zeremonie für den Hain begann mit Eröffnungsreden auf Deutsch, Französisch und Kurdisch. Darin hieß es unter anderem: „Diese Menschen traten für ihre Ideale ein und gingen für die Freiheit der Völker nach Rojava. Sie beteiligten sich dort am Aufbau einer gesellschaftlichen und politischen Alternative und verloren dabei ihr Leben. Mit diesem Wald wollen wir ihnen ein lebendiges Denkmal auf dem Mont Soleil schaffen, das gedeiht und Wurzeln schlägt wie ihre Ideale.“
Die Setzlinge pflanzten Mitglieder der Gruppen aus dem Mont-Soleil-Kollektiv. Neben jedem Baum wurden Gedenksteine, die mit den Namen der gefallenen Internationalist*innen und verschiedenen Symbolen versehen wurden, verlegt. Daran beteiligten sich auch die Mutter der Duisburger Internationalistin Ivana Hoffmann (Nom de Guerre: Avaşin Tekoşin Güneş), die am 7. März 2015 im Kampf gegen den IS im nordsyrischen Tell Tamer starb, Angehörige des YPG-Freiwilligen Frederic Henri Georges Demonchaux (Gabar Légionnaire), der am 7. September 2017 in Raqqa fiel, und die Familie der 1955 in Zürich geborenen Barbara Anna Kistler, die als Guerillakämpferin im Januar 1993 im nordkurdischen Dersim ums Leben kam, nachdem sie Ende 1992 von türkischen Soldaten schwer verwundet worden war.
Nach der Pflanzaktion berichteten einige Rednerinnen und Redner von ihren persönlichen Erlebnissen mit den Gefallenen. Heval Çiya, ein Freund des YPG-Kämpfers Gabar Légionnaire, erzählte: „Zuerst ging es Gabar darum, den IS zu bekämpfen. Er wurde verletzt und kam wieder nach Frankreich. Als er genesen war, kehrte er zurück nach Rojava. Er wollte Teil des Neuaufbaus dort sein. Er fühlte sich wie ein Kurde, der nach seinem Tod in Kurdistan begraben werden wollte. Als Gabar fiel, starb er tatsächlich wie ein Kurde.“ Ein Aktivist vom Widerstandskomitee Berlin sagte, dass die Gefallenen und Kämpfer*innen der Revolution von Rojava die Hoffnung auf eine neue Welt stärken.
Barbara Kistlers Schwester Conny richtete ebenfalls einige Worte an die Anwesenden: „Ihr Herz schlug von Lateinamerika bis nach Asien, vom Mittleren Osten bis zu denen, die für eine schönere und lebenswertere Welt kämpfen. Bis zum letzten Moment ihres Lebens war sie eine wahre Internationalistin.“
Das musikalische Programm der Einweihungszeremonie gestalteten das Duo Lila & Bruno mit englisch- und französischsprachigen Liedern sowie das Ensemble Va, die mit Musik aus Armenien, Kurdistan und der Türkei für eine internationalistische Atmosphäre sorgten.