Solidarität mit der kurdischen Bewegung aus Abya Yala

„Unsere vielfältigen Stimmen vereinen sich in Solidarität mit der kurdischen Bewegung und dem kurdischen Volk, dessen Kampf die Verteidigung der freien Selbstbestimmung und der Autonomie des Territoriums darstellt“, erklären Organisationen aus Abya Yala.

Organisationen aus Abya Yala, die am vergangenen Wochenende an der Weltjugendkonferenz „Youth Writing History“ in Paris teilgenommen haben, sprechen dem kurdischen Volk und seiner Freiheitsbewegung ihre Solidarität aus und verurteilen die militärische Aggression gegen kurdische Gebiete. In der gemeinsamen Erklärung heißt es:

„Die Nachrichten über Bombenanschläge in Gebieten wie Dêrik in Rojava, in der autonomen Region Şengal sowie im Flüchtlingslager Mexmûr erfüllen uns mit Wut und Empörung. Diese Angriffe sind kein Zufall: Rojava ist seit 2012 ein Beispiel für eine soziale, feministische und ökologische Revolution und hat zu einer demokratischen, vielfältigen Lebensweise beigetragen und gezeigt, dass eine andere Welt möglich ist. Vielleicht klingen diese Orte für viele Menschen abgelegen und unaussprechlich, aber für uns sind diese Orte Häuser, Felder und Berge, in denen Menschen leben, die sich für ein menschenwürdiges Leben organisiert haben.“

Empathie und Solidarität überschreiten Grenzen und Flaggen

Kurdische Organisationen seien auf der Suche nach einer gerechteren Zukunft für ihr Volk und ihre Kinder und stellten sich damit gegen die kriminelle und militärische Macht der islamistischen IS-Faschisten sowie gegen die völkermordenden Staaten im Nahen und Mittleren Osten und anderen Regionen der Welt, „in denen Russland, China, die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten im globalen Norden ihre wirtschaftlichen und militärischen Kriege inszenieren“, so die Organisationen aus Abya Yala: „Obwohl uns Tausende von Kilometern trennen, überschreiten unsere Empathie und Solidarität Grenzen und Flaggen. Wir teilen die gleiche Wut und das gleiche Engagement für Gerechtigkeit und Autonomie. Auch in Abya Yala sind wir mit denen konfrontiert, die uns mit Gewalt und Unterdrückung besiegen wollen, aber unser Kampf für Autonomie und Würde bleibt so stark wie seit über 500 Jahren.

Unsere vielfältigen Stimmen und Überzeugungen vereinen sich in Solidarität mit der kurdischen Bewegung und dem kurdischen Volk, dessen Kampf die Verteidigung der freien Selbstbestimmung und der Autonomie des Territoriums darstellt. Wir erkennen in Rojava ein emblematisches Beispiel für ziviles Empowerment und politischen Widerstand, ein Licht der wahren Revolution.

Als Völker, indigene Gemeinschaften, Bauern, Menschen afrikanischer Abstammung, Schwarze Frauen und Palenqueras, Frauen, queere Menschen, Unterdrückte und Marginalisierte, Urbane und Revolutionäre unterstützen wir bedingungslos das kurdische Volk und seine Organisation gegen die Kräfte des kapitalistischen, patriarchalischen und kolonialen Systems. Wir sind davon überzeugt, dass unsere Existenz auf der Verteidigung unserer Territorien beruht, in denen wir gemeinsam der patriarchalischen Unterdrückung der Kolonialreiche und des kapitalistischen Systems entgegentreten, die die Menschenwürde nicht wertschätzen, Kapital auf Kosten des Lebens und der Natur anhäufen und unsere angestammten Ländereien und kollektiven Lebensweisen zerstören.

Wir setzen uns für einen Frieden ein, der weder Unterwerfung noch den Verzicht auf unsere Werte oder die Prinzipien unserer Identität erfordert. Auf diesem Weg erheben wir unsere Stimme für die Freiheit aller politischen Gefangenen, darunter auch Abdullah Öcalan, dessen Inhaftierung einen Angriff auf die legitimen Bestrebungen eines Volkes darstellt, das sich danach sehnt, frei nach seinen Traditionen und seiner Kultur zu leben.

Heute unterstützen wir das kurdische Volk, den Kampf in Rojava und all jene, die zu Unrecht inhaftiert wurden, weil sie ihr Land, ihre Gebiete und ihre Rechte verteidigt haben. Möge unsere Solidarität Berge und Meere überwinden und in den Zellen widerhallen, in denen die Gerechtigkeit zum Schweigen gebracht wurde.“

Die Organisationen fordern ein Ende der Kriege in Kurdistan und Palästina sowie gegen alle indigenen Völker, die wie die Mapuche, die Guarani-Kaiowá und die Zapatista für ihr Leben und Autonomie kämpfen. „Der Süden leistet Widerstand in jeder Ecke des globalen Südens. Für Land, Gerechtigkeit und Freiheit!“, heißt es am Ende der Erklärung.

Unterzeichnende Organisationen

Unterzeichnet wurde die Erklärung von Asamblea de los Pueblos Indígenas del Istmo en Defensa de la Tierra y el Territorio – APIIDTT (Oaxaca, Mexiko), Retomada Aty Joven – RAJ (Brasilien), Proceso de Comunidades Negras, Afrocolombianas, Raizales y Palenqueras (Kolumbien), Consejo Regional Indigena del Cauca – CRIC (Kolumbien), Pueblo indígena Yukpa de la Serranía del Perijá (Kolumbien), Territorio Lavkenche – Wallmapu (Chile), Liberación (Chile), Federação das Organizações Sindicalistas Revolucionárias do Brasil – FOB (Brasilien), Comunes ( Kolumbien), Poder Popular (Argentinien), Federación Nacional de Mujeres Campesinas, Artesanas, Indígenas, Nativas y Asalariadas del Perú (Peru) und Lêgerîn Abya Yala.


Der Name Abya Yala kommt aus der Sprache der indigenen Guna-Yala-Bevölkerung des heutigen Panama und Kolumbien. Wörtlich übersetzt bedeutet es „Land in voller Reife“ oder „Land des Lebens“. Die Verwendung des Namens Abya Yala ist in ganz Lateinamerika verbreitet und drückt eine historische und politische Gegenposition zu den europäischen Begriffen „Amerika“ oder „Neue Welt“ aus, die eine europäische Kolonialisierung der Sprache untermauern.