Weltjugendkonferenz in Paris: Klimakrise und Kolonialismus

Auf der Weltjugendkonferenz von „Youth Writing History“ in Paris haben junge Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt über die Klimakrise und den Zusammenhang mit kolonialistischer Ausbeutung und europäischem Reichtum diskutiert.

Auf der Weltjugendkonferenz von „Youth Writing History“ in Paris ist am Samstag in zwölf verschiedenen Workshops über aktuelle Themen und gemeinsame Handlungsstrategien diskutiert worden. Einer der Workshops fand zum Thema „Jugend und ökologische Fragen“ statt und wurde mit einem Input zur Rolle junger Menschen in den weltweiten Klimakämpfen eingeleitet.


Juan Pablo, ein in Paris im Exil lebender Delegierter der indigenen Yukpa aus Kolumbien äußerte sich zur Klimakrise und betonte die kolonialen, kapitalistischen Wurzeln: „Wenn die Klimakatastrophe nur Afrika, Abya Yala, den globalen Süden im Allgemeinen betreffen würde, wäre es fraglich, ob die Welt alarmiert wäre. Würde es uns beunruhigen, wenn Europa nicht mit den Bedrohungen der ökologischen Krise konfrontiert wären? Wir können das Narrativ des Klimawandels nicht ignorieren, die kolonialistische Ausbeutung, die die treibende Kraft hinter der ökologischen Zerstörung und gleichzeitig die Quelle des europäischen Reichtums ist. Die Klimakrise ist eine Folge der kolonialen Ausbeutung von Land und Leben und der Versklavung der Menschen als Arbeitskräfte für das kapitalistische System. Wir sollten die Klimakrise nicht auf den Diskurs über CO2-Emissionen reduzieren."

„Die Klimakrise begann, als die Europäer unser Land stahlen“

Esther von Nantes en Commun, einer Bewegung der Wiederaneignung der Stadt durch und für ihre Bewohner:innen, sprach über den Zusammenhang zwischen ökologischer Krise und globaler Revolution und wies ebenfalls auf den kolonialistischen Hintergrund hin: „Wir müssen uns selbst organisieren, denn die Geschichte der Klimabewegung hat uns gezeigt, dass es nicht funktioniert, die Regierungen zu bitten, etwas zu tun."

Merlan von der kollektiven Vereinigung Pour une Écologie Populaire et Sociale (PEPS), die sich in ihrem Verständnis von einer sozialer Ökologie unter anderem auf Murray Bookchin und Abdullah Öcalan bezieht, erklärte: „Wir können die soziale Krise nicht von der ökologischen Krise trennen. Sie sind das Ergebnis der kapitalistischen Kriegsführung."

Nach den einleitenden Beiträgen folgte eine Diskussion über die Klimakämpfe in verschiedenen Teilen der Welt. Eine Teilnehmende aus der indigenen Bewegung in Brasilien sprach darüber, dass der Kolonialismus in Brasilien immer noch als mörderisches System existiert, zum Beispiel in der Agrarindustrie, und wie sie dagegen kämpfen: „Unser Widerstand kommt von unseren Vorfahren. Unser Erbe ist ewig. Unser Widerstand wird niemals aufhören. Wir brauchen eine antikoloniale Perspektive auf die Klimakrise. Die Klimakrise begann, als die Europäer unser Land stahlen. Sie haben Wälder und Flüsse zerstört, sie haben unser Land und unser Leben gestohlen. Wir versprechen, den Kampf in unserer eigenen Sprache fortzusetzen. Wir sind vier Prozent der brasilianischen Bevölkerung, aber wir schützen 90 Prozent der brasilianischen Artenvielfalt. Wir sind also die Lösung. Wir schützen unsere Region wie unser Leben. Ein Freund aus der kurdischen Jugendbewegung riet mir, Öcalans Analyse einer natürlichen Gesellschaft zu lesen. Öcalan stellt eine Verbindung zwischen der Ausbeutung der Natur und der Gewalt gegen Frauen her und sagt, dass beides auf der unterdrückerischen Mentalität der Männer beruht."

Wir sind die Natur und wir verteidigen uns selbst“

In einem Beitrag einer Person aus Mali hieß es: „Als junge Menschen wollen wir unsere Sicht auf das Leben und die Natur verändern. Wir sind keine Akteure, die sich gegen die Zerstörung der Natur wehren. Wir sind die Natur und wir verteidigen uns selbst. Heute sollten wir nicht zulassen, dass der Staat über unser Leben entscheidet. Es ist an der Zeit, aufzustehen."