Der iranische Sänger Shervin Hajipour ist nach eigenen Angaben zu drei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt worden. Zudem sei ein zweijähriges Ausreiseverbot verhängt worden, wie der 26-Jährige am Freitag auf seiner Instagram-Seite mitteilte. Das Gericht ordnete demnach darüber hinaus an, dass Hajipour Musik über „Amerikas Verbrechen gegen die Menschheit” produzieren müsse. Die Regime-Justiz habe ihm vorgeworfen, „Musik gegen das System” geschaffen und sich mit „gegnerischen und antirevolutionären Gruppen” zusammengeschlossen zu haben. Von offizieller Seite gab es zunächst keine Berichte über das Urteil.
Hajipour war im Herbst 2022 mit der Ballade Baraye bekannt geworden, die die „Jin Jiyan Azadî“-Revolution unterstützte. Der Text des Liedes ist eine musikalische Collage aus regimekritischen Beiträgen, die online als Zeichen des Widerstands nach dem Tod von Jina Mahsa Amini gepostet wurden. Sie alle beginnen mit dem Wort baraye – auf Farsi „für“ oder „wegen“ – und greifen die verschiedenen Gründe auf, warum Menschen in Iran einen politischen und gesellschaftlichen Wandel fordern. Kurz nach der Veröffentlichung des Songs wurde Hajipour festgenommen und musste sich dafür entschuldigen. Vor rund einem Jahr wurde das Lied mit einem Grammy ausgezeichnet.
Im Herbst 2022 hatte der Tod der Kurdin Jina Mahsa Amini die bislang schwersten Proteste in der Geschichte der Islamischen Republik ausgelöst. Die 22-Jährige aus Seqiz war zu Besuch in Teheran, als sie von Sittenwächtern wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die Kleiderordnung festgenommen wurde. Kurze Zeit darauf starb sie in Polizeigewahrsam – nach Angaben ihrer Familie wurde Amini gewaltsam in einen Polizeiwagen gezerrt und auf ein Revier gebracht, wo sie infolge von weiteren Misshandlungen kollabierte und ins Koma fiel. Am 16. September 2022 erklärten Ärzte einer Teheraner Klinik Amini für tot.
An Jina Mahsa Aminis Tod entzündete sich die landesweite „Jin Jiyan Azadî“-Revolution, bei der Frauen an vorderster Front standen. Vor allem die junge Generation ging über Monate hinweg gegen die repressive Politik der islamistischen Führung auf die Straße. Der Staatsapparat ließ die Demonstrationen gewaltsam niederschlagen; mehr als 550 Menschen starben, weitere Protestierende wurden hingerichtet. Zudem waren mehr als 22.000 Menschen festgenommen worden. Im Dezember wurde Jina Mahsa Amini vom EU-Parlament posthum mit dem Sacharow-Preis für geistige Freiheit ausgezeichnet.