Hunderttausende auf Bagdads Straßen

Hunderttausende Menschen sind dem Aufruf des Schiitenführers Muqtada al-Sadr gefolgt und fordern auf Bagdads Straßen den sofortigen Abzug aller ausländischen Streitkräfte.

Nach der Tötung des iranischen Generals Ghassem Soleimani und des stellvertretenden Kommandanten der Iran-nahen Hashd al-Shaabi, Abu Mahdi al-Muhendis, hat das irakische Militär den Abzug aller ausländischen Truppen aus dem Irak beschlossen. Die USA und die Anti-IS-Koalition haben bereits erklärt, dass sie sich nicht an den Beschluss halten werden. Der Schiitenführer Muqtada al-Sadr rief deshalb zu Großdemonstrationen zur Umsetzung des Beschlusses auf. Seit den frühen Morgenstunden versammeln sich nun Hunderttausende in Bagdads Straßen und fordern die Umsetzung des Parlamentsbeschlusses.

Eine Grußbotschaft al-Sadrs wurde von seinem militärischen Berater Kadim Isavi verlesen. Darin kündigte der Schiitenführer an, dass der Widerstand weitergehen werde, „bis der letzte ausländische Soldat das Land verlassen“ habe.

Al-Sadr forderte die Unterstellung von Hashd al-Shaabi unter das Verteidigungs- und Innenministerium, ansonsten würde das Milizbündnis allein vom Ministerpräsidenten befehligt. Al-Sadr hatte sich zuvor bereits mit den Protesten gegen die politische Elite des Landes und insbesondere gegen den zurückgetretenen und noch kommissarisch im Amt befindlichen Ministerpräsidenten Adel Abd al-Mahdi beteiligt.

Er rief die ausländischen Mächte auf, sich nicht in innerirakische Angelegenheiten einzumischen. Diesen Appell richtete er insbesondere auch an die Nachbarstaaten. Er forderte aber auch den Schutz ausländischer Botschaften und die Bestrafung der Angreifer auf die US-Botschaft und andere Vertretungen.

Während sich der einflussreiche schiitische Gelehrte Ali as-Sistani gegen die Demonstrationen gestellt hat, wird insbesondere die heutige Demonstration von proiranischen Kräften unterstützt. Unter den Unterstützern befindet sich auch Asaib Ahl al-Haq, eine besonders Iran-nahe Fraktion von Hashd al-Shaabi, die Anfang des Monats von den USA auf die Terrorliste gesetzt worden war.

Der Anführer der Miliz Qays Kazali rief alle Menschen unabhängig von Ethnizität, Glaube und Geschlecht zum Widerstand gegen die „Besatzung“ des Irak auf. Nach den Konflikten im schiitischen Lager stellt die heutige Demonstration ein Zeichen der Einheit dar.