Aserbaidschan greift Armenien an

Wie das armenische Verteidigungsministerium mitteilt, hat die aserbaidschanische Armee schwere Artillerie- und Drohnenangriffe auf armenische Stellungen gestartet. Dabei kamen erneut türkische Drohnen zum Einsatz.

In der Nacht zum Dienstag gegen 0.05 Uhr begann der aserbaidschanische Beschuss von Stellungen in der Nähe der armenischen Städte Goris, Sotk und Dschermuk. Offenbar wurde das Feuer von aserbaidschanischen Artilleriestellungen eröffnet. In der 25.000 Einwohnerstadt Goris waren viele schwere Explosionen zu hören, gegen 1.00 Uhr morgens dann auch in der südarmenischen Stadt Kapan. Auch in der Nähe der Schwarzmeerstädte Martuni, Artanish und Sotk detonierten Bomben oder Granaten.

Das armenische Verteidigungsministerium spricht von vielen Toten und Verletzten. Allerdings hat es noch keine Zahlen vorgelegt.

Hilferuf an Moskau

Zwei Stunden nach Beginn der Angriffe trat die armenische Regierung in der Hauptstadt Eriwan zusammen. Premierminister Nikol Paschinjan führte Telefongespräche mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dem US-Außenminister Antony Blinken. Ob Hilfe von Russland zu erwarten ist, bleibt fraglich. So hat Russland auch im Krieg um Arzach (Bergkarabach) eine äußerst ambivalente Rolle gespielt und unterstützt Aserbaidschan ebenso wie Armenien mit Waffenlieferungen.

Von der Türkei angefachter Krieg

Über der ostarmenischen Provinz Gegharkunik waren bereits die ersten türkischen TB-2-Drohnen zu sehen. Der türkische Staat benutzt Aserbaidschan als Proxy und hat bereits im Angriffskrieg auf Arzach massiv Waffen und Truppen zur Unterstützung von Aserbaidschan entsandt. Zwei Tage vor dem aktuellen Angriff sind neue Waffen aus der Türkei per Flugzeug nach Aserbaidschan geschickt worden. Die Achse Ankara-Baku scheint die Aufmerksamkeit auf den Ukraine-Krieg für eine weitere Expansion nutzen zu wollen.

Eine strategische Positionierung am Südkaukasus ist insbesondere für den türkischen Faschismus mit seiner turanistischen, panturkistischen Ideologie von größter Bedeutung, da die Region einen wichtigen weiteren Schritt einer strategischen Expansion in Richtung der Kaukasusstaaten und sogenannten „Turkstaaten“ bedeutet. Diese Einflusssphäre soll bis Pakistan und Kaschmir reichen. Aserbaidschan hat mittlerweile engste Verflechtungen mit dem Erdoğan-Regime. Das gilt insbesondere für den wirtschaftlichen und militärischen Bereich.