Zusammenarbeit zwischen Universitäten in Rojava und Bremen

Zwischen Studierenden der Kulturwissenschaft in Bremen und der Sozialwissenschaft in Rojava findet ein Austausch im Rahmen eines gemeinsamen Seminars statt. Die Zusammenarbeit soll fortgesetzt werden.

Zwischen den Universitäten Bremen und Rojava findet eine Zusammenarbeit im Rahmen des Seminars „Rojava! An Engaged Anthropology of Possibilities“ (Rojava! Eine engagierte Anthropologie der Möglichkeiten) statt. Das in Bremen im Studiengang Kulturwissenschaft von Prof. Dr. Götz Bachmann und Dr. Ulrike Flader im Sommersemester angebotene Seminar beinhaltet die aktuelle Situation und die Entwicklungen in Rojava vor dem Hintergrund einer breiteren Geschichte von Kämpfen um und Debatten über Staatenlosigkeit, Selbstbestimmung und radikale Demokratie, Anarchismus und Antikapitalismus, Öko-Kommunalismus und intersektionale feministische Kritik. Im ersten Teil des Seminars wurden Schlüsselideen und die Art und Weise, wie sie in Rojava in die Praxis umgesetzt werden, erforscht. Im zweiten Teil hat ein direkter Online-Austausch mit Studierenden und Dozent:innen der Universität von Rojava stattgefunden.

Wie der Student Abdullah Hesen von der Sozialwissenschaftlichen Fakultät an der Universität Rojava gegenüber ANHA erklärte, ist das gemeinsame Seminar bisher konstruktiv verlaufen. „Wir haben uns über die Zusammenarbeit mit den Studierenden aus Bremen sehr gefreut. Durch den Austausch hatten wir die Gelegenheit, auch etwas über die gesellschaftlichen Probleme in Deutschland zu erfahren. Die Studierenden in Bremen haben Interesse an der Revolution von Rojava.“

Der Austausch soll laut Hesen weiter fortgesetzt werden. „Es bestand Konsens darüber, dass wir künftig noch mehr zusammenarbeiten wollen. Wir möchten diese Form der Zusammenarbeit vertiefen und Seminare zu weiteren Themen veranstalten. Die bisherigen Seminare waren ein Anfang. Meiner Meinung nach profitieren die Studierenden beider Universitäten davon.“

Rojava: Eine engagierte Anthropologie der Möglichkeiten

In der Seminarbeschreibung der Universität Bremen heißt es: „Für linke Gruppen auf der ganzen Welt ist Rojava - die autonome kurdische Region in Nordsyrien - zu einem Synonym für Hoffnung geworden: Inmitten einer krisengeschüttelten Region experimentieren kurdische Frauen und Männer mit besseren Möglichkeiten des Zusammenlebens, inspiriert von Ideen der Basisdemokratie, des Feminismus und der ökologischen Nachhaltigkeit. Rojava ist der jüngste Versuch, den Nationalstaat herauszufordern: seine diskriminierenden Vorstellungen von Staatsbürgerschaft, sein begrenztes Verständnis von demokratischer Entscheidungsfindung und seine Verstrickungen mit Patriarchat, Kapitalismus und Umweltzerstörung. Gleichzeitig wurde Rojava in den letzten Jahren vom IS und dem türkischen Staat angegriffen. Viele Menschen wurden bei den Angriffen getötet oder waren gezwungen zu fliehen. Trotz dieser Widrigkeiten besteht Rojava weiter.

Dieses Seminar findet in Zusammenarbeit mit Studenten und Dozenten der autonomen Universität von Rojava statt. Wir werden die aktuelle Situation und die Entwicklungen in Rojava vor dem Hintergrund einer breiteren Geschichte von Kämpfen um und Debatten über Staatenlosigkeit, Selbstbestimmung und radikale Demokratie, Anarchismus und Antikapitalismus, Öko-Kommunalismus und intersektionale feministische Kritik diskutieren.

Im ersten Teil des Seminars werden wir Schlüsselideen und die Art und Weise, wie sie in Rojava in die Praxis umgesetzt werden, erforschen, was uns zu einer Idee einer engagierten, kollaborativen Anthropologie der Möglichkeiten führt. Der zweite Teil wird einen direkten Online-Austausch mit den Studenten und einigen Dozenten der Universität von Rojava beinhalten. Gemeinsam werden wir unser Verständnis für die oben genannten Themen vertiefen und Rojava mit anderen Momenten der Hoffnung in der Geschichte der Menschheit vergleichen. Im letzten Teil werden wir uns fragen, was wir gelernt haben und welche nächsten Schritte wir gehen wollen.“