YPG: Der Kampf um Efrîn geht weiter
Heute vor sechs Jahren fiel Efrîn in die Hände des türkischen Staates und seiner Dschihadisten. Der Kampf um die Befreiung der kurdischen Region im Nordwesten Syriens geht weiter.
Heute vor sechs Jahren fiel Efrîn in die Hände des türkischen Staates und seiner Dschihadisten. Der Kampf um die Befreiung der kurdischen Region im Nordwesten Syriens geht weiter.
Die Volksverteidigungseinheiten (YPG) haben anlässlich des sechsten Jahrestages der türkischen Besetzung Efrîns (Afrin) bekräftigt, ihren Widerstand für die Befreiung der Region fortzusetzen. Der Kampf gegen die Eindringlinge werde so lange dauern, bis jeder Quadratzentimeter von Efrîn befreit ist und die Menschen in ihre Dörfer und Häuser zurückkehren können, erklärte die Generalkommandantur des kurdischen Kampfverbands am Montag in Qamişlo.
Unter dem zynischen Namen „Operation Olivenzweig“ startete die Türkei am 20. Januar 2018 einen Angriffskrieg, um das mehrheitlich kurdische Efrîn im Nordwesten von Syrien aus kolonialistischem Selbstverständnis heraus zu besetzen. Die Bevölkerung leistete 58 Tage Widerstand, bis die Volks- und Frauenverteidigungseinheiten (YPG und YPJ) einen Beschluss zur Evakuierung fassten, um weitere Massaker an der Bevölkerung zu verhindern. Schätzungen der Autonomieverwaltung zufolge kamen mindestens 1500 Menschen in der Zeit zwischen Kriegsbeginn und der endgültigen Okkupation Efrîns am 18. März 2018 ums Leben.
Ignorierter Völkerrechtsbruch
Bei ihrem Angriffskrieg gegen Efrîn bediente sich die Türkei der Unterstützung dschihadistischer Milizen, die auch heute durch den türkischen Staat ausgebildet, ausgerüstet und finanziert werden, und setzte modernstes Kriegsgerät ein, darunter auch deutsche Waffen wie etwa Leopard 2-Panzer. „Efrîn steht für das Versagen der internationalen Staatengemeinschaft, menschliche Werte und das Völkerrecht zu bewahren“, hatte der Generalkommandant der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), Mazlum Abdi, vor Jahren treffend formuliert. Auch die YPG setzen hier an. Vor den Augen der Welt habe sich vor sechs Jahren in Efrîn ein Völkerrechtsbruch vollzogen, der von der internationalen Staatengemeinschaft bis heute nicht geahndet wird. Der Grund sei offensichtlich: „Der Angriff auf Efrîn erfolgte mit Zustimmung von Mächten, die ihre regionalimperialistischen Interessen und Einflusszonen in Rojava und Syrien bewahren wollten.“
Bis zur Besetzung war Efrîn die stabilste Region Syriens und galt inmitten eines brutal geführten Bürgerkriegs als sicherer Hafen für unzählige Binnenvertriebene aus anderen Teilen des Landes. Der Angriff auf die ehemals nach dem Kantonsprinzip von Rojava selbstverwaltete Region kam zu einem Zeitpunkt, als eine mögliche politische Lösung nach der weitgehenden Zerschlagung der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) wieder vermehrt diskutiert wurde. Die YPG sprechen von einem „beispiellosen Widerstand“, den die Bevölkerung und ihre Kräfte gegen den Angriffskrieg der Türkei und ihrer islamistischen Proxy-Truppen leisteten und alle Formen der Gewalt unter großen Opfern und mit begrenzten Mitteln beantworteten. Doch an dem Punkt, wo internationale Interessen zusammenliefen und zu Deals unter den Imperialisten führten, um Teile Syriens unter sich aufzuteilen, und unter dem Schweigen des Westens, musste der Rückzug beschlossen werden.
„In Efrîn haben wir viele wertvolle Freundinnen und Weggefährten verloren“, erklären die YPG und würdigen im Besonderen Avesta Xabûr, Îlan Dara, Artêş Hakkarî und ihren Kommandanten Karker Êrîş. Er hatte den Widerstand angeführt und die Evakuierung der Bevölkerung aus Efrîn koordiniert. Am Tag des Rückzugs verlor er im Kampf sein Leben. Die YPG weisen zudem darauf hin, dass Efrîn seit sechs Jahren einem Prozess der Umsiedlung und Umerziehung unterworfen wird. Zwischen 300.000 und 400.000 Menschen wurden vertrieben, die meisten von ihnen leben bis heute in Zeltstädten und Flüchtlingslagern. Über 7.000 Zivilistinnen und Zivilisten wurden entführt und mehr als 80 Prozent der Häuser der ursprünglichen Bevölkerung Efrîns sind beschlagnahmt worden. Angesiedelt wurden überwiegend islamistische Familien, die aus anderen syrischen Gebieten und arabischen Ländern stammen.
Efrîn wurde seiner Identität beraubt
„Efrîn wurde nicht nur von einem Großteil seiner ursprünglich kurdischen Bevölkerung gesäubert, deren verbliebener Teil bis heute vom türkischen Staat entrechtet und Opfer von Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen wird. Efrîn wurde seiner Identität beraubt. Aus diesem Grund bekräftigen wir als YPG, dass wir unseren Kampf fortsetzen werden, bis Efrîn und alle anderen besetzten Gebiete befreit sind. Wir gedenken respektvoll all unserer Freundinnen und Freunde, die im Widerstand für Efrîn gefallen sind. Unsere Verbundenheit gilt dem Versprechen, ihre Ideale zu erreichen und unsere Heimat zu befreien“, so die YPG