Die protürkische Miliz „Jaish al-Nukhba“ hat drei Zivilisten aus dem besetzten Efrîn verschleppt. Wie die Menschenrechtsorganisation Rêxistina Mafên Mirovan-Efrîn und das Aktivistennetzwerk AAN (Afrin Activists Network) am Montag übereinstimmend berichteten, handelt es sich bei den Entführungsopfern um Mihemed Menan Reşo (53), Mihemed Mihemed Reşo (59) und Zeki Henan Reşo (48) aus dem Dorf Şêxotka im Kreis Mabeta. Die drei Männer sollen von den Islamisten beschuldigt worden sein, mit der ehemaligen Selbstverwaltung des Kantons Efrîn zusammengearbeitet zu haben. Nach Recherchen von AAN werden sie im Hauptquartier von Jaish al-Nukhba in der nahegelegenen Ortschaft Amara festgehalten. Für ihre Freilassung fordern die Dschihadisten Lösegeld.
Für Mihemed Mihemed Reşo ist es inzwischen die vierte Entführung, seit Efrîn im Frühjahr 2018 von der Türkei und ihren Verbündeten besetzt wurde. Auch Mihemed Menan Reşo war zuvor von Milizionären verschleppt und gegen die Zahlung eines Lösegelds freigelassen worden. Vor gut einer Woche wurden zudem ebenfalls in Mabeta fünf Bewohner des Dorfes Birîmce entführt. Ihr Schicksal ist nach wie vor ungewiss.
Die von Ankara gesteuerten Besatzungstruppen in Nordsyrien nutzen Entführungen in der Regel zur Lösegelderpressung. Die Methode ist zu einer lukrativen Einnahmequelle geworden. Oft landen die Entführungsopfer auch in Gefängnissen und Internierungslagern und erfahren grausame Folter und sexualisierte Gewalt. In Efrîn wurden allein im Monat Juli 78 Entführungsfälle registriert. Nach einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Efrîn sind vier der Verschleppten Frauen. Außerdem wurden zwölf Fälle von Folter registriert, darunter eine Frau. Drei Minderjährige sind verschwunden.
Ende letzter Woche wurde in Efrîn die Leiche eines Eziden gefunden, der zuvor entführt worden war. Das 63 Jahre alte Opfer, Nuri Cumbur Şeref, wurde von Söldnern der Dschihadistenmiliz „Faylaq al-Sham“ mit einem Kopfschuss hingerichtet. Laut einem aktuellen Bericht über Menschenrechtsverstöße in der ersten Hälfte des Monats August werden in entvölkerten ezidischen Dörfern bei Efrîn aktuell Araber und Turkmenen aus Idlib angesiedelt.