50-Jährige aus Efrîn berichtet über Folter
Eine 50-jährige Frau aus Efrîn berichtet über schwere Folter in Haft unter dem von der Türkei beherrschten Besatzungsregime in Efrîn. 26 Tage lang wurde sie gefoltert.
Eine 50-jährige Frau aus Efrîn berichtet über schwere Folter in Haft unter dem von der Türkei beherrschten Besatzungsregime in Efrîn. 26 Tage lang wurde sie gefoltert.
Mit immer neuen Binnenflüchtlingen aus den von der Türkei besetzten Gebieten in Nordsyrien erreichen uns auch immer neue, zutiefst erschütternde Berichte aus diesen Regionen. Nachdem wir am Donnerstag über E.A. berichtet haben, die zusammen mit ihrer Tochter ein Jahr in einem Folterzentrum in Efrîn gequält wurde, berichtet heute ihre Mutter, die 50-jährige M.A., über ihre Geschichte.
Entführungen, Folter, Plünderung und Vertreibung
Im Juni 2019 wurde M.A. unter dem Vorwand, sie sei Mitglied einer für ihr Viertel verantwortlichen Kommune, von der „Militärpolizei“ der Besatzungstruppen in Efrîn entführt. Ohne zu wissen, dass ihre Tochter und ihre Enkelin ebenfalls entführt worden waren, wurde sie in das berüchtigte Folterzentrum in der Handelsschule von Efrîn gebracht. Sie war schockiert, ihre Angehörigen dort anzutreffen, und wurde selbst 26 Tage lang gefoltert. Gegen die Zahlung von tausend Dollar Lösegeld wurde sie schließlich freigelassen. Danach bemühte sie sich, auch ihre Tochter und Enkelin aus der Gefangenschaft herauszuholen. Doch der Schrecken war damit nicht vorbei. Nachdem die Familie das Lösegeld für ihre Tochter und Enkelin aufgebracht hatte und diese entlassen worden waren, stürmten Milizionäre ihre Wohnung und plünderten alles, was dort noch vorhanden war. Sie stahlen das letzte Geld der Familie. Da die Situation in Efrîn praktisch unerträglich ist, floh die Familie ins freie Şehba.
„Alte, Frauen oder Kinder – alle werden gefoltert“
M.A. berichtet gegenüber der Nachrichtenagentur ANHA: „Abu Haydar, Abu Arab, Abu Sayir und Abu Ziyad leiteten das Verhör bei den Entführten. Ich wurde jeden Tag stundenlang verhört. Sie fragten andauernd, was meine Aufgabe in der Kommune gewesen sei und welche Beziehung ich zur Selbstverwaltung hätte. Wenn ich sagte, ich hätte damit nichts zu tun und ich hätte auch nicht in der Kommune gearbeitet, dann schlugen sie mich mit einem Schlauch. Aufgrund meines Alters hatte ich nicht erwartet, so schwerer Folter unterzogen zu werden.
„In den Nächten konnte ich wegen der Schreie der Gefolterten nicht schlafen“
Die Folter ging um Mitternacht los und dauerte bis 4.00 Uhr. Jede Nacht war erfüllt von den Schreien der gefolterten Kinder und Frauen. Aufgrund der Schreie konnte ich nicht schlafen. Die Frauen wurden von einem Mann namens Ahdar Ibrahim gefoltert. Ahdar hängte sie in einem Raum auf und gab ihnen Elektroschocks.
Drogen und Vergewaltigungen
In den Kerkern in Maratê, der Handelsschule, und an der Kawa-Kreuzung werden Hunderte Frauen gefoltert. Im Gefängnis an der Kawa-Kreuzung werden an Zivilisten, vor allem an Frauen, schwerste Verbrechen verübt. In diesen Kerkern werden Frauen vergewaltigt und es werden ihnen Drogen verabreicht.
„Hohe Steuern werden von den Familien abgepresst“
Die Milizen pressen den Familien hohe Steuern ab. Deshalb trauen sich die Familien nicht einmal zu Hause gutes Essen zu kochen. Ihnen werden immer wieder die Stromleitungen geklaut. Um diese zurückzubekommen, werden von den Familien hohe Geldzahlungen verlangt. Gleichzeitig zwingen sie die Menschen, Dollar und türkische Lira zu benutzen. In den Apotheken gibt es Medikamente nur noch gegen türkische Lira. Alle erhalten türkische Ausweise.“