Volksrat von Serêkaniyê: Wir wollen in unsere Stadt zurückkehren

Die Ko-Vorsitzenden des Volksrats von Serêkaniyê kündigen Widerstand gegen die Besatzung der Stadt an.

Serêkaniyê (Ras al-Ain) ist eine der Städte, die nach elf Tage erbittertem Widerstand an die türkischen Invasionstruppen gefallen sind. Aus der Grenzstadt und ihrem Umland wurden bisher annähernd 250.000 Menschen vertrieben. Die Zivilist*innen sind in Schulgebäuden oder bei der Bevölkerung der umliegenden Ortschaften untergekommen. ANF sprach mit den Ko-Vorsitzenden des Volksrats von Serêkaniyê, Fadia Ibrahîm Ibrahîm und Ferec Mihemed Kado, über die Besetzung der Region, die aktuelle Lage der Bevölkerung und ihre Perspektiven.

Erdoğan versucht seine osmanischen Träume mit Mord und Vertreibung umzusetzen“

Zum Hintergrund der Angriffe sagt die Ko-Vorsitzende Fadia Ibrahîm Ibrahîm: „Erdoğan träumt davon, das osmanische Reich wieder aufleben zu lassen. Unter dem Namen einer ‚Sicherheitszone‘ will er die ganze Region besetzen. Der türkische Staat bringt Zivilist*innen um und treibt uns in die Flucht. Die grausamen Angriffe des türkischen Staates auf die Zivilbevölkerung dauern an. Der türkische Staat will seine eigenen Pläne hier in der Region umsetzen. Die kurdische, arabische, suryoye, armenische und ezidische Bevölkerung befindet sich in akuter Gefahr. Wir wollen auf das Land unserer Vorfahren und in unsere Stadt zurückkehren.“

Der türkische Staat versucht uns gegeneinander auszuspielen“

Der Ko-Vorsitzende des Volksrats von Serêkaniyê, Ferec Mihemed Kado, erklärt: „In Serêkaniyê wurden Flüchtlinge aus ganz Syrien willkommen geheißen. Es gab keinerlei Probleme in der Stadt. Wir lebten in Frieden zusammen. Der türkische Staat wollte diese Einheit zerstören, griff unsere Stadt an und ermordete viele Zivilisten. Die Bevölkerung von Serêkaniyê ist seit Jahren Ziel der Angriffe des türkischen Staates. Er versucht, durch die Angriffe auf das kurdische Volk die gesamte Struktur der Völker in der Region zu vernichten.

Solange der türkische Staat da ist, können wir nicht zurückkehren“

Solange der türkische Staat da, ist können wir nicht zurückkehren. Der türkische Staat hat verbotene Waffen wie Weißen Phosphor genutzt, um die Zivilbevölkerung anzugreifen. Er hat alle, ob Frauen oder Kinder, angegriffen. Wegen der Angriffe des türkischen Staates sind sehr viele Zivilistinnen und Zivilisten ums Leben gekommen. Der türkische Staat arbeitet mit dem Islamischen Staat (IS) zusammen. Was kann man von einem Staat, der mit dem IS zusammenarbeitet, erwarten? Der Lehrer des IS ist Erdoğan selbst gewesen.“

Wir akzeptieren keine Kraft außer den QSD“

Kado erklärt, dass die Bevölkerung gemeinsam mit den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) gegen den IS gekämpft hat: „Die QSD haben einen hohen Preis gezahlt und die Region vom IS befreit. Wir haben 12.000 Gefallene dafür gegeben. Die Bevölkerung von Serêkaniyê hat gemeinsam mit den QSD gegen den Faschismus des IS und des türkischen Staates gekämpft. Als Bevölkerung von Serêkaniyê wollen wir keine andere Kraft als die QSD auf unserem Boden. Wir vertrauen nur den QSD, den YPG und YPJ. Die Kräfte der QSD verteidigen unser Land und unsere Würde gegen den IS und die Erdoğan-Diktatur. Wir sind bereit, alle unsere Kinder als Märtyrer für den Kampf gegen den türkischen Faschismus zu geben. Wir werden unser Land niemals Erdoğan oder dem IS überlassen.

250.000 Flüchtlinge aus Sêrekaniyê

Aufgrund der Angriffe des türkischen Staates haben etwa 250.000 Zivilist*innen fliehen müssen. Etwa 130.000 wurden in Schulen in Hesekê untergebracht. Manche von ihnen leben auf den Straßen. Die internationale Öffentlichkeit und die Staatengemeinschaft muss sich dazu positionieren und dringend intervenieren. Sie müssen den IS- und Erdoğan-Faschismus stoppen. Sie müssen die notwendigen Bedingungen für eine Rückkehr in unsere Städte schaffen.“